Chronik/Welt

Welcome, your Majesty: Königlicher Besuch im Kanzleramt

Wir wissen, dass die Spaltung in Europa gefährlich ist und dass wir uns davor in Acht nehmen müssen." So deutlich und vor allem so politisch ist die britische Queen nur in Ausnahmefällen – beim Staatsbankett im Berliner Schloss Bellevue war sie es: Sie warnte eindringlich davor, dass Europa wieder auseinanderfallen könnte.

In Zeiten, in denen die Briten mit einem Austritt aus der europäischen Union liebäugeln, ist dies ein besonderes Signal: Schließlich saß neben der Queen nicht nur Kanzlerin Angela Merkel, sondern auch David Cameron, der britische Premier.

"Brexit"

Der "Brexit" war, so wird vermutet, auch Thema der nachmittäglichen Vier-Augen-Gespräche – zuerst zwischen der Monarchin und Merkel, später zwischen der deutschen Kanzlerin und Cameron. Der britische Premier hofft, in Merkel eine Unterstützerin seiner EU-Reformpläne zu finden und so den Befürwortern des Briten-Austritts den Wind aus den Segeln nehmen – mit Unterstützung der Queen. Ob der Charme der "Geheimwaffe der britischen Diplomatie", wie der Telegraph die Queen nennt, dafür allerdings ausreichte, wird sich weisen.

Deutlich Unterhaltsameres bot sich der britischen Königin und ihrem Prinzgemahl Philip davor bei einer Spreefahrt mit Bundespräsident Gauck und danach an der Technischen Universität. Dort lud man die Monarchin zur "Queen’s Lecture", einer Vorlesungsreihe, die im Jahr 1965 als Zeichen der Versöhnung zwischen Deutschland und Großbritannien ins Leben gerufen wurde. Erstmals nahm Elizabeth II. auch persönlich daran teil: Neil MacGregor, einst Direktor des British Museum und nun Gründungsintendant des neu erbauten Berliner Stadtschlosses, hielt dort einen Vortrag über die Beziehungen zwischen Briten und Deutschen.

Winkender Roboter

Sein Vortrag entlockte der 89-Jährigen allerdings kaum ein Lächeln. Das schaffte anschließend nur ein kleiner Roboter, der der Monarchin von TU-Forschern vorgestellt wurde – er machte das, was Tausende Berliner den ganzen Tag über auch machten: Er winkte ihr zu.

Bilder vom Queen-Besuch

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Die Berliner jedenfalls freute der Besuch, auch wenn der Verkehr in der Hauptstadt deswegen ins Stocken geriet. Im Bus hörte man Durchsagen an die Fahrer, welche Haltestellen nicht angefahren werden können, die Menschenmengen machten teils auch für Fußgänger ein Durchkommen schwierig. Die Reaktionen waren aber gelassen: Auf Twitter kommentierte man das passenderweise entweder mit royalem Gleichmut – oder mit Yellowpress-Euphorie (siehe unten).

"So many anniversaries": Royaler Rundgang

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