Chronik/Welt

Drogenfund bei Mandatar trifft die Grünen ins Mark

Er selbst ist ungewöhnlich stumm. Seit die Bild-Zeitung am Mittwoch enthüllte, dass der Grüne Abgeordnete Volker Beck in Berlin mit Drogen erwischt wurde, rührt sich bei seinem sonst so aktiven Twitter-Account nichts mehr.

Derzeit reden nur andere über ihn – vor allem in der eigenen Partei. Auf Bundesebene ist man getroffen und enttäuscht, mahnt aber zur Vorsicht: "Schauen wir mal, um was es da eigentlich genau geht", sagte Ex-Parteichefin Claudia Roth – noch hat die Polizei nicht bestätigt, dass es sich bei dem Fund auch um Crystal Meth handelt. Andere sind in ihrem Ton schärfer: "Schweres Fehlverhalten", nannte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Causa.

Er offenbart damit, dass der Vorfall die Partei zur Unzeit trifft – in zehn Tagen wird in drei Ländern gewählt, und Kretschmann hätte in Baden-Württemberg erstmals die Chance auf Platz eins. Seine Distanzierung zeigt auch, wie sehr es den Grünen an Aushängeschildern fehlt – neben dem konservativen Kretschmann ist der linke Beck eines der markantesten Gesichter der Partei; er hat durch sein Homo-Ehe-Engagement bundesweite Strahlkraft erlangt. Der Führungsetage mangelt es genau daran: Nur Cem Özdemir hat einen hohen Bekanntheitsgrad, bei Co-Parteichefin Simone Peter und den Fraktionschefs Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt ist das nicht der Fall. Das ist mit ein Grund, warum die Partei seit der letzten Wahl bei zehn Prozent dahindümpelt.

Crystal weit verbreitet

Der Vorfall wird diese Werte nicht steigen lassen – aber er hat zumindest eine andere Debatte angestoßen. Crystal ist seit Langem ein Problem in Deutschland; gerade im Osten wird das meist in Tschechien produzierte Rauschmittel immer beliebter. In Berlin ist es als billigere Alternative zu Speed oder Kokain im Umlauf – und Konsumenten finden sich in allen Gesellschaftsschichten: Laut der bisher einzigen Studie steht die Mehrzahl trotz Drogenkonsums normal im Leben.

Das war beim "Hochleistungspolitiker" Beck auch der Fall. Wie es mit ihm weitergeht, ist derzeit ungewiss. Er hat alle Ämter zurückgelegt; bisher hat niemand aus der Partei ihn aufgefordert, das auch mit seinem Mandat zu tun. Gut möglich, dass er es wie sein SPD-Kollege Michael Hartmann einfach behält – der war 2013 mit Crystal Meth erwischt worden und sitzt nach wie vor im Bundestag.