Das Kölner Polizei-Nachspiel
Von Susanne Bobek
Die "nordafrikanischen Männer", die in der Silvesternacht Frauen reihenweise belästigten, ausraubten und sogar vergewaltigten, sind großteils untergetaucht, berichtet der Kölner Stadtanzeiger. Von 14 U-Häftlingen wird nur einem ein Sexualdelikt vorgeworfen. Ein Verdächtiger hat sich offenbar bald nach einem Gerichtstermin unter falschem Namen nach Italien abgesetzt. Dann erst sei der 19-jährige Marokkaner von einem Opfer auf einem Foto wiedererkannt worden.
Drei jungen Nordafrikanern wird am Mittwoch der Prozess gemacht – wegen Diebstahls.
Aber die Kölner Polizei hat offenbar ganz andere Sorgen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wird jetzt gegen jene Beamten ermittelt, die die Protokolle über die Silvesternacht an die Medien weitergegeben haben könnten. Wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses, sagt ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft. Ein Bundespolizist hatte am 4. Jänner die sexuellen Übergriffe auf Frauen beschrieben. Die Beamten seien wegen der vielen Vorfälle "an die Grenzen zur Frustration" gekommen. Auch die mutmaßliche nordafrikanische Herkunft einiger Täter und ihr Verhalten hatte er erwähnt. Er berichtete von Verdächtigen, die zur Polizei gesagt hätten: "Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln. Frau Merkel hat mich eingeladen." In einem anderen Bericht war zu lesen, dass der überwiegende Teil der Verdächtigen sich lediglich mit einem Registrierungsbeleg als Asylsuchender ausweisen konnte.
"Friedliche" Nacht
Nach Bekanntwerden dieser Berichte wurde der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers in den einstweiligen Ruhestand versetzt. In einer Presseerklärung am 1. Jänner hatte die Polizeiführung nämlich noch gemeldet, dass die Silvesternacht "friedlich" verlaufen sei. Ihm wurde vorgeworfen, Details über die Herkunft der kontrollierten mutmaßlichen Täter vertuscht zu haben. Die Polizeigewerkschaft sagt heute, es habe schon früh Hinweise auf bis zu 500 gewaltbereite Männer am Bahnhof gegeben. Zu diesem Zeitpunkt hätte man noch Verstärkung anfordern können.