Dürre in Afrika: "Viele sind kurz vor dem Tod"
Nach mehr als einem Jahr ohne Regen droht Millionen Menschen in Ostafrika der Hungertod. "Ich habe so ein großes Leid noch nie gesehen", berichtet die oberösterreichische Caritas-Helferin Miriam Ebner im APA-Gespräch aus Nordkenia. "Mittlerweile sterben auch schon die Kamele, und das ist die höchste Alarmstufe. Denn wenn die Kamele sterben, dann sterben auch die Menschen."
Auf ihrer Fahrt durch die nordkenianische Region Marsabit habe sie "Dutzende" verendete Kamele gesehen. Viele Menschen seien "kurz vor dem Sterben", sagte die als Helferin in Uganda, Bangladesch, Haiti und griechischen Flüchtlingslagern erprobte Caritas-Mitarbeiterin. Es sei ein "beklemmendes Gefühl", die hungernden Menschen zu sehen, "weil es etwas ist, was nicht sein muss und leicht zu beheben wäre".
Warnung: 20 Millionen Hungertote möglich
Die Vereinten Nationen hatten in der Vorwoche vor 20 Millionen Hungertoten in Jemen sowie den afrikanischen Staaten Nigeria, Südsudan und Somalia gewarnt. Zwischen den beiden Krisenländern Südsudan und Somalia liegt Marsabit County, wo Ebner und ihr niederösterreichischer Kollege Rafael Thurn-Valsassina seit der vergangenen Woche für die Caritas im Einsatz sind.
16 Euro für eine Woche
"Wir brauchen ganz dringend finanzielle Mittel", appellierte Ebner an Spenden für den Ankauf von Nahrungsmittelpaketen. Mit 16 Euro könne eine sechsköpfige Familie eine Woche lang ernährt werden. Man versuche auch, den Bewohnern das Vieh abzukaufen, doch sei das nicht immer möglich. "Viele Tiere schauen sehr schlecht aus, haben einen aufgeblähten Bauch und sind voller Krankheiten. Man kann dieses Fleisch nicht mehr essen."
Dennoch sei die Lage "nicht völlig hoffnungslos". Es gebe nämlich viele große internationale Akteure, die helfen könnten. Allerdings lassen sie zumindest in Nordkenia noch auf sich warten. Von einem anlaufenden großen Hilfseinsatz habe sie nichts bemerkt, sagte die Caritas-Helferin auf eine entsprechende Frage.
(Das Gespräch führte Stefan Vospernik/APA)