Chronik/Welt

Bevölkerung: Westeuropa wächst, Osteuropa schrumpft

Zwischen kräftigem Bevölkerungswachstum und einem "alarmierenden demografischen Schwund" liegen in Europa gerade einmal einige Hundert Kilometer. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Wiener Wittgenstein Centre. Während die Bevölkerung in Westeuropa durch Migration deutlich wächst, sinken die Einwohnerzahlen in Osteuropa dramatisch.

Für die neue Ausgabe des "European Demographic Data Sheet" analysierten die Wissenschafter die Bevölkerungsentwicklung in Europa zwischen 1990 und 2017. Diese wird durch zwei Faktoren bestimmt - einerseits die aus Geburten und Todesfällen resultierende natürliche Bevölkerungsentwicklung und andererseits die aus Ab- und Zuwanderung zusammengesetzte Migration.

Irland mit stärksten Zuwachs

Die beiden Pole sind dabei Irland mit einem (vor allem durch natürlichen Bevölkerungswandel bedingten) Bevölkerungswachstum von 36 Prozent und Bosnien-Herzegowina mit einem (migrationsverursachten) Rückgang von 22 Prozent. Die weiteren Länder mit dem höchsten Bevölkerungsanstieg sind die Schweiz mit einem Plus von 26 Prozent (vor allem migrationsbedingt), Norwegen mit plus 24 Prozent (ungefähr zu gleichen Teilen migrations- wie natürlich bedingt), Spanien mit plus 20 Prozent (migrationsbedingt), Frankreich mit plus 18 Prozent (etwas stärker natürlich bedingt) und Schweden mit plus 17 Prozent (stärker migrationsbedingt).

Österreich im Mittelfeld

Österreich liegt mit einem Plus von 15 Prozent im westeuropäischen Mittelfeld. Der Bevölkerungsanstieg ist hier fast ausschließlich durch Migration bedingt (13 Prozent). Etwas wider Erwarten aus der Reihe schlägt Deutschland: Einerseits verzeichnet es als einziges Land Westeuropas einen deutlicheren natürlichen Bevölkerungsrückgang (minus vier Prozent), andererseits fällt der migrationsbedingte Zuwachs (plus neun Prozent) geringer als in anderen westeuropäischen Staaten aus. Insgesamt ergibt sich dadurch nur ein Bevölkerungsanstieg von insgesamt vier Prozent.

Demgegenüber verzeichneten Bulgarien, Lettland, Litauen, Moldawien, Bosnien-Herzegowina und der Kosovo seit 1990 Rückgänge von über 20 Prozent der Bevölkerung. Zuwächse wurden demgegenüber nur in Slowenien, der Slowakei (je plus drei Prozent) und Tschechien (plus drei Prozent) registriert.

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Die Bevölkerungsverluste in Osteuropa sind fast überall durch Migration bedingt: Wanderungsbedingte Anstiege gab es nur in Russland (plus neun Prozent), Ungarn (vier Prozent) Tschechien (drei Prozent), Serbien (drei Prozent) und Slowenien (zwei Prozent) - diese wurden allerdings in Russland, Ungarn und Serbien durch Rückgänge bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung mehr als wettgemacht.

"Migrationsbewegungen sind inzwischen zur treibenden Kraft hinter Wachstum und Rückgang der Bevölkerung Europas geworden", fasste ÖAW-Demograph Tomas Sobotka in einer Aussendung die Ergebnisse zusammen. Während sich die Fertilitätsrate Osteuropas in jüngster Vergangenheit nicht mehr wesentlich von jener von westeuropäischen Ländern unterscheidet, seien es die Wanderbewegungen, die den Kontinent in zwei Teile teilen.

Link: "European Demographic Data Sheet 2018"