Chronik/Welt

Model-Roofer: Berühmt sein um jeden Preis

Diese Woche starb eine 19-jährige Amerikanerin während eines Foto-Shootings auf Bahngleisen in Texas. Als der Zug kam, sprang sie zwar rechtzeitig zur Seite, wurde aber von einem entgegenkommenden Zug überrollt. Die junge Frau war schwanger, Familienangehörige posteten ihr Foto auf den Gleisen – vor dem Unglück. So kam sie wenigstens posthum zu Ruhm. Das mag zynisch klingen – aber so ist es.

Immer mehr junge Leute bringen sich in absurde Gefahrensituationen, um mit den selbst gedrehten Videos möglichst viele Klicks zu holen. Egal, ob es illegale Autorennen sind oder absurde Dachspaziergänge am nahen Abgrund. Leicht bekleidete Models hängen sich kaum gesichert an die Außenfassaden von Hochhäusern, tanzen Tango in schwindelerregenden Höhen in Manhattan und lächeln lasziv von Autobahnbrücken irgendwo in Hessen. Die oft selbst ernannten Modefotografen suchen fleißig im Netz nach tollen, vor allem schrägen Plätzen, die leider mehr an Tatorte erinnern als an Luxusmode.

Abgeschossen hat den Vogel im Februar das russische Model Viki Odinzova. Sie lehnt sich aus dem Fenster der Cayan Towers in Dubai. Manch einem wird schon vom Hinsehen schwindlig, doch die 23-Jährige treibt es immer weiter, am Schluss baumelt sie, nur an einer Hand gehalten, aus dem 76 Stockwerke hohen Wolkenkratzer. Die Betreiber des Cayan Towers wollen sie verklagen, und die Polizei von Dubai verlangt, dass sie ein Dokument unterschreibt, dass sie ihr Leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht mehr gefährdet. Doch die längst nach Russland zurückgekehrte Frau gibt sich unbeeindruckt. Sie hat erreicht, was sie wollte und ist mit ihrem Youtube Video quasi unsterblich geworden. Außerdem behauptet sie, mit ihrem Shooting schwere Sicherheitsmängel aufgedeckt zu haben.