Chronik/Welt

100 Tote bei Einsturz von Textilfabrik

In einem Vorort von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, ist ein achtstöckiges Gebäude eingestürzt. In dem Komplex in Savar waren auch ein Einkaufszentrum und eine Textilfabrik untergebracht. Wie die Behörden mitteilten, blieb nur das Erdgeschoß intakt. Der Innenminister des südasiatischen Landes, Muhiuddin Khan, sagte vor Journalisten, das Gebäude sei illegal errichtet worden. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden.

Die Behörden geben die Zahl der Toten derzeit mit fast 100 an. Die Zahl der Opfer werde aber vermutlich noch steigen, da sich weitere Menschen unter den Trümmern befänden, sagte der Vize-Verwaltungschef des Bezirks Dhaka. In dem Gebäude hätten sich rund 2.000 Menschen aufgehalten, als es am Mittwoch zusammengebrochen sei, sagte ein Feuerwehrmann am Ort des Geschehens.

Bergung läuft auf Hochtouren

Mit schwerem Gerät versuchten hunderte Feuerwehrleute und Militärhelfer, die verschütteten Opfer zu bergen. Nach Angaben der Polizei werden mindestens 100 Menschen unter den Trümmern befürchtet.

Laut einem Bericht des Senders Somoy hatten sich schon am Dienstag Risse in den Wänden des Gebäudes gebildet, woraufhin eine Massenpanik ausbrach und zehn Menschen verletzt wurden. Eine unabhängige Bestätigung hierfür lag zunächst nicht vor.

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Mangelnde Sicherheit

In Bangladesch gibt es rund 4000 Textilfabriken. Diese sind besonders berüchtigt für ihre mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen.

Erst am 26. Jänner starben Näherinnen beim Brand in einer Kleiderfabrik in Dhaka. Am 25. November vergangenen Jahres kamen bei einem Brand in dem Werk der Firma Tazreen Fashion nördlich der Hauptstadt 110 Menschen ums Leben. Mehr als tausend Arbeiter waren in den oberen Stockwerken der neunstöckigen Fabrik von den Flammen eingeschlossen.

Auch war ganz in der Nähe der jetzigen Unglücksstelle vor acht Jahren ein Gebäude eingestürzt, bei dem 64 Menschen starben.

Beim Einsturz von Häusern wie jetzt in Bangladesch sind oft Dutzende Menschen um Leben gekommen. Ursachen sind meist Baumängel und Verstöße gegen die Vorschriften. Im Folgenden eine Chronologie:

- April 2013: Beim Einsturz eines illegal errichteten Hochhauses nahe der indischen Metropole Mumbai gibt es mindestens 74 Tote, darunter 27 Kinder. Das siebenstöckige Gebäude wurde in nur sechs Wochen, ohne Genehmigung und ohne Beteiligung eines Architekten errichtet.

- Jänner 2013: In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria stürzt ein zehnstöckiges Wohnhaus ein. Mindestens 28 Menschen sterben. Das Haus war fünf Jahre zuvor ohne Baugenehmigung errichtet worden. Vermutete Unglücksursache: Aushubarbeiten auf einem benachbarten Grundstück.

- März 2008: Beim Einsturz eines Hochhauses in Angolas Hauptstadt Luanda kommen rund 30 Menschen ums Leben, 145 werden verletzt. Viele Hochhäuser in Angola stammen aus der portugiesischen Kolonialzeit und sind renovierungsbedürftig.

- Februar 2004: In der türkischen Stadt Konya sterben 92 Menschen beim Einsturz eines elfstöckigen Hochhauses. Das erst wenige Jahre alte Haus war plötzlich in sich zusammengefallen. Ursache waren vermutlich Baumängel.

- Jänner 2004: Nach einem Etagenbrand stürzt ein zwölfstöckiges Gebäude in einem Vorort von Kairo ein. 16 Menschen - vor allem Feuerwehrleute und Polizisten - sterben. Nach Behördenangaben waren auf den fünf genehmigten Stockwerken sieben weitere errichtet worden.

- August 1998: Beim Einsturz eines siebenstöckigen Hochhauses in Mumbai werden mindestens 35 Menschen getötet. Warum das Gebäude in sich zusammenfiel, blieb ungeklärt. Außer Wohnungen beherbergte der Gebäudekomplex auch ein Hotel und ein Restaurant.

- Juni 1995: In den Trümmern eines einstürzenden Kaufhauses in Seoul (Südkorea) sterben mehr als 500 Angestellte und Kunden. Die Besitzer des Gebäudekomplexes hatten Beamte der Bausicherheit bestochen, um die Einkaufsfläche unrechtmäßig zu erweitern.