Chronik/Welt

Abu Dhabi: Fettsucht als Volkskrankheit

Übergewicht als gesellschaftliches Problem: In Abu Dhabi, dem reichsten Staat der Vereinigten Arabischen Emirate, sind immer mehr Menschen zu dick. Laut aktuellen Studien sind bereits 38 Prozent der Frauen adipös, also fettleibig (krankhaft übergewichtig). Bei den Männern sind es 33 Prozent, bei Kindern und Jugendlichen rund 20 Prozent – Tendenz steigend. Zum Vergleich: In den USA sind rund 34 Prozent aller Erwachsenen adipös, in Österreich sind es etwa zwölf Prozent.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO betrachtet Übergewicht und Fettleibigkeit mittlerweile als weltweite Epidemie. Krankhaftes Übergewicht, an dessen Folgen jährlich 2,8 Millionen Menschen sterben, ist nun auch in den Staaten am Persischen Golf zu einem massiven Problem geworden. Immer mehr Menschen müssen in Abu Dhabi und den anderen Golfstaaten wegen Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen behandelt werden. Der Wohlstand hat die Ernährungsgewohnheiten und den Lebensstil der Bewohner verändert – der Konsum von Fast food steigt, während gleichzeitig immer mehr Menschen sitzenden Tätigkeiten nachgehen.

Gemeinsames Training

Die Regierung hat der Volkskrankheit Übergewicht nun den Kampf angesagt: Sportliche Aktivitäten im großen Stil sollen die Bewohner motivieren, Gewicht zu verlieren. Jeden Mittwoch bei Sonnenuntergang findet in der Marina ein Training für Frauen statt – die Teilnehmerinnen können je nach Lust und Laune laufen, walken oder radfahren. Frauen und Männer können jeden Dienstag gemeinsam trainieren. "Es muss ein öffentliches Event mit viel Spaß sein, damit es funktioniert", sagt der Profisportler Omar Nour, einer der Organisatoren. Der ägyptische Triathlet, der in Abu Dhabi lebt, ist einer der von der Regierung beauftragten "Botschafter für öffentliche Gesundheit".

Und das Konzept funktioniert tatsächlich: Mehr als tausend Frauen kamen zuletzt zum gemeinsamen Training. "Es ist für die Menschen auch ein gesellschaftliches Ereignis", meint Nour. Die zahlreichen Fitnesscenter in Abu Dhabi erfreuen sich durch die Aktion ebenfalls steigender Beliebtheit. Und in Schulen werden Wettrennen veranstaltet, um auch Kinder und Jugendliche zu mehr Bewegung zu animieren.