10.000 Ebola-Fälle wöchentlich erwartet
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet für Dezember 5.000 bis 10.000 neue Ebola-Fälle in Westafrika pro Woche. Das sagte der Vize-Generaldirektor der WHO, Bruce Aylward, am Dienstag in Genf.
Seit Ausbruch der Epidemie seien der Organisation mehr als 8.900 Erkrankte gemeldet worden. Mehr als 4.400 Menschen seien gestorben. Sie kommen vor allem aus den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone. Experten gehen außerdem von einer hohen Dunkelziffer aus.
Die Ebola-Krankheit habe im Laufe eines Monats in Westafrika weitere Regionen erfasst. Noch diese Woche werde die Zahl der Infizierten die Marke von 9.000 übersteigen. Von ihnen seien bisher knapp 4500 Menschen gestorben. Die tatsächliche Zahl der Ebola-Fälle sei in Guinea wahrscheinlich eineinhalb Mal höher als jene der offiziell registrierten Erkrankungen. In Sierra Leone liege die Zahl vermutlich zwei Mal, in Liberia sogar zweieinhalb Mal höher. Allerdings gehe die Zahl der Neuinfektionen in den Brennpunkten der am stärksten betroffenen Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia zurück. Es wäre aber viel zu früh und voreilig, darin einen Erfolg im Kampf gegen die Seuche zu sehen, warnte WHO-Vizedirektor Bruce Aylward.
Patient in Leipzig verstorben
Der in einem Leipziger Krankenhaus behandelte Ebola-Patient aus Afrika ist tot. Der 56-jährige UN-Mitarbeiter sei in der Nacht zum Dienstag gestorben, teilte das Klinikum laut Spiegel Online mit.
Der Patient war vergangenen Donnerstag mit einem Spezialflugzeug von Liberia aus nach Leipzig geflogen und seitdem dort versorgt worden. Die Ärzte hatten seinen Zustand bei seinem Eintreffen als "hochgradig kritisch, wenngleich stabil" bezeichnet.
EU bereitet Maßnahmen vor
Der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) bereitet indes nach Angaben von Diplomaten mögliche zivile und militärische Maßnahmen der Europäischen Union gegen Ebola vor. Wie es in EU-Ratskreisen in Brüssel am Dienstag hieß, soll ein Strategiepapier des EAD mit konkreten Maßnahmen zu Ebola am Montag beim EU-Außenministerrat in Luxemburg diskutiert werden.
Den Angaben zufolge hat der Europäische Auswärtige Dienst mögliche Initiativen im zivil-militärischen Bereich für eine koordinierte EU-Reaktion auf Ebola angekündigt. Über das Papier sollen am Donnerstag noch die EU-Botschafter beraten. Bereits an diesem Donnerstag kommen die EU-Gesundheitsminister in Brüssel zu einem Ebola-"Meinungsaustausch" zusammen. Dabei geht es um mögliche Maßnahmen im Flugverkehr.
Nach wie vor wird gerätselt, wie sich die 26 Jahre alte Krankenschwester Nina Pham mit Ebola infiziert hat.
Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) reagiert auf den Ebola-Fall in Texas, wo sich nach Spanien neuerlich eine Krankenschwester bei der Pflege infiziert hat: „Auf der Infektionsabteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital werden Betten gesperrt, damit mehr Personal frei ist, um Hygiene-Schulungen und Schulungen für das An- und Ausziehen der Schutzanzüge zu intensivieren“, so Abteilungsleiter Prim. Christoph Wenisch.
Rund 30 Mitarbeiter der Infektionsabteilung – Ärzte und Krankenpflegepersonal – haben schon bisher jährlich eine große „Ebola-Übung“ absolviert. „Ohne Schulungen nützt der Schutzanzug gar nichts. Das richtige Anziehen und Ausziehen muss geübt werden. Das Wichtigste ist, dass es ausreichend Personal gibt, man darf nicht hudeln.“ Seit 30 Jahren sammle man auf diesem Gebiet Erfahrungen.
Jeder Einsatz beim Patienten wird von einem Team durchgeführt: Eine Pflegeperson und ein Arzt sind im Krankenzimmer, eine Pflegeperson und ein Arzt außerhalb. Das Kommando haben die zwei im Behandlungszimmer, die zwei außerhalb überprüfen jeden Schritt.
Desinfektionsdusche
Nach dem maximal zweistündigen Einsatz stellen sich die Mitarbeiter noch im vollen Schutzanzug eine Minute lang unter eine Chemikaliendusche. Drei Minuten muss anschließend das Desinfektionsmittel einwirken. Der Anzug und die Handschuhe werden nachher als chemischer Müll fachgerecht entsorgt, nur die Stiefel , die Batterien und Ventilatoren für die Luftzufuhr werden aufgehoben. Beim Ausziehen muss man Ruhe haben und „darf nicht fummeln“, so Wenisch. „Und man darf sich nie alleine ausziehen.“ Es müsse Helfer geben, die darauf achten, dass genau nach einer im KJF entwickelten Checkliste – so wie in einem Flugzeug – vorgegangen wird.
Wichtig ist dabei, dass der Helfer davor warnt, sich nicht intuitiv beim Ausziehen in das Gesicht zu fahren, um etwa den Schweiß aus der Stirn zu wischen oder sich zu kratzen. Das dürfte auch die Ursache der Infektion der Pflegehelferin in Spanien gewesen sein. Weil man im Anzug extrem schwitzt, will ihn jeder rasch ausziehen – das erhöht das Fehlerrisiko.
Interessant: Die Infektion der US-Klinikmitarbeiterin gibt den Anbietern von Schutzbekleidung derzeit Auftrieb. Die Papiere des Schutzanzüge-Herstellers Lakeland stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um knapp 16 Prozent. Ähnlich stark legen die Titel von Alpha Pro, eines Produzenten von Schutzmasken, zu.
In den USA gibt es laut der Gesundheitsbehörde CDC erste Hinweise, dass im Texas Health Presbyterian Krankenhaus nicht alles nach Vorschrift ablief. Angesteckt hatte sich die Frau bei einem Liberianer, der Ende September in die USA geflogen war und nach vier Tagen Ebola-Symptome entwickelt hatte. Sie soll mit dem 42-Jährigen bei seinem zweiten Besuch in der Notaufnahme „intensiven Kontakt“ gehabt haben. Ein kritischer Punkt sei das Abnehmen des Gesichtsschutzes, hieß es von den US-Centers for Disease Control (CDC) zur möglichen Fehlerquelle.