Chronik/Welt

Zyklon "Idai": Mehr als 300 Tote in Mosambik und Simbabwe

Fünf Tage nach dem Durchzug des Zyklons "Idai" ist die Zahl der Toten in Mosambik und Simbabwe auf mehr als 300 gestiegen. In Mosambik seien mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen, sagte der Präsident Filipe Nyusi am Dienstag. Die Regierung in Simbabwe sprach von rund hundert Toten. In beiden Ländern werden aber hunderte weitere Opfer befürchtet. Die Rettung von Überlebenden wird mehr und mehr zu einem Rennen gegen die Zeit.

Die Rettungsmaßnahmen liefen nur schleppend an. Viele der zerstörten und von schwersten Überschwemmungen betroffenen Gebiete waren auch am Dienstag noch von der Außenwelt abgeschnitten. Die Helfer drangen nur mühsam in die Hochwassergebiete vor.

Begleitet von heftigem Regen war "Idai" in der Nähe von Mosambiks zweitgrößter Stadt Beira auf Land getroffen und dann nach Simbabwe weitergezogen. Er löste Sturzfluten und Überschwemmungen aus. Tausende Gebäude, darunter auch Krankenhäuser und Schulen, wurden zerstört, ebenso wie unzählige Straßen, Brücken und Felder.

 

Alle Inhalte anzeigen

Bis zu 1.000 Todesopfer befürchtet

Allein in Mosambik wurde ein Gebiet mit einem Durchmesser von hundert Kilometern überflutet. 350.000 Menschen seien in Gefahr, sagte Präsident Nyusi. Am Montag hatte er nach einem Flug über das Katastrophengebiet erklärt, er rechnete mit mehr als tausend Todesopfern.

Im Nachbarland Simbabwe gehen die Behörden von bis zu 300 Toten aus. Nach derzeitigen Erkenntnissen seien rund hundert Menschen gestorben, sagte der Minister für Lokalverwaltung, July Moyo. Mehr als 200 Menschen würden aber noch vermisst.

Auch am Dienstag ließ sich das ganze Ausmaß der Katastrophe nicht überblicken. Die UNO sprach von einem der schwersten Stürme im Süden Afrikas seit Jahrzehnten. Das Unwetter habe auch in Malawi zu einer humanitären Krise geführt. Dort seien mehr als 900.000 Menschen betroffen, 80.000 von ihnen mussten demnach ihre Häuser verlassen.

600.000 Menschen benötigen Hilfe

Das Welternährungsprogramm (WFP) der UNO kündigte an, in den kommenden Tagen Nahrungsmittel für bis zu 600.000 Menschen in die Katastrophengebiete zu liefern. "Ich glaube, dass die Welt das Ausmaß des Problems wahrgenommen hat", sagte WFP-Sprecher Herve Verhoosel. Auch die UN-Behörde für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) und das UN-Kinderhilfswerk stellten weitere Unterstützung in Aussicht.

In Mosambik harrten noch immer viele Menschen auf Bäumen oder Dächern aus, berichtete Ian Scher von der südafrikanischen Organisation Rescue SA, die sich an der Seite des südafrikanischen und mosambikanischen Militärs an den Bergungsarbeiten beteiligt. Seit Freitagnacht hat Schers Organisation nach eigenen Angaben 34 Menschen gerettet. Doch stehen ihr bisher nur drei Hubschrauber zur Verfügung. Sie will nun versuchen, weitere Hubschrauber zu chartern.

Alle Inhalte anzeigen

"Wir retten so viele, wie wir können, doch sind das nicht alle", sagte Scher. "Wir müssen schwierige Entscheidungen treffen. Manchmal können wir nur zwei von fünf retten. Manchmal werfen wir nur Essen ab und retten jemand anderes, der in größerer Gefahr ist." Allein auf einer mitten in den Fluten entstandenen "Insel" hätten sich 350 Menschen gerettet und warteten nun dringend auf Hilfe.

Die Helfer stünden derzeit vor allem vor zwei Problemen, berichtete der Chef von Rescue SA weiter: "Wir haben die Leute in den Bäumen, die gegen Schlangen, Insekten und Raubtiere kämpfen müssen - und wir haben die Menschen, die auf Hausdächern oder Inseln gestrandet sind und nichts zu essen haben". Die Helfer täten, was sie könnten. Diejenigen, die sie nicht retten können, "werden umkommen".

Retter Scher warnte am Dienstag vor einer "riesigen" Opferzahl. Niemand sei sich dessen derzeit wirklich bewusst, auch die internationale Gemeinschaft nicht. "Doch wird die Zahl gewaltig sein".

Amnesty International rief die internationale Gemeinschaft zur raschen Hilfe auf. Die Menschenrechtsorganisation machte den Klimawandel für Katastrophen wie jetzt im südlichen Afrika verantwortlich. Großbritannien stellte der Region am Dienstag sieben Millionen Euro an Nothilfe zur Verfügung.