Chronik/Welt

Vermisster tot in Fluss: Verdacht auf Polizeigewalt in Frankreich

Die Leiche eines wochenlang verschwundenen 24-Jährigen aus dem französischen Nantes ist Berichten zufolge in einem Fluss entdeckt worden. Der Fall sorgt in Frankreich für große Aufregung, weil der junge Mann möglicherweise Opfer von Polizeigewalt geworden ist.

Wie mehrere französische Medien am Dienstag berichteten, handelt es sich bei der am Montag in der Loire entdeckten Leiche um den Vermissten. Die Staatsanwaltschaft von Nantes hat eine Untersuchung wegen Totschlags eingeleitet. Der 24-Jährige hatte in der Nacht auf den 22. Juni während des landesweiten Fete de la Musique eine Feier für Elektrofans an der Loire in Nantes besucht. Dabei kam es zu einem Polizeieinsatz - die Polizisten wollten die Feier beenden.

14 Menschen stürtzen ins Wasser

Bei dem Einsatz stürzten mindestens 14 Menschen in die Loire. Einige konnten sich selbst retten, andere wurden von Feuerwehrleuten aus dem Fluss gezogen. Der 24-Jährige war seit dieser Nacht verschwunden.

Besucher der Feier werfen der Polizei vor, Tränengas und Gummigeschoße eingesetzt zu haben, wie die Zeitung "Le Monde" schrieb. Daraufhin sei Panik ausgebrochen. Die Zeitung zitierte außerdem einen Polizisten, der hingegen behauptete, die Beamten seien von den Feiernden angegriffen worden und hätten darauf lediglich reagiert.

Innenminister Christophe Castaner hatte sich in den Fall eingeschaltet und eine Untersuchung eingeleitet. Die Kontrollbehörde der französischen Polizei wurde angewiesen zu prüfen. Zahlreiche Politiker forderten eine schnelle Aufklärung. Die Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, bemängelte vor gut einer Woche, dass es immer noch keine neuen Erkenntnisse über den Polizeieinsatz gebe. "Es wurde Gewalt angewendet, die unverhältnismäßig erscheint", schrieb sie in einem offenen Brief an den Innenminister.