Chronik/Welt

UN-Konferenz - Bedrohte Tiere können trotz Schutzstatus aussterben

Für Asiatische Elefanten und Weißspitzen-Hochseehaie war der Samstag ein guter Tag. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht. Doch am Samstag erhielten sie zum Abschluss einer Konferenz mit rund 130 Staaten in der indischen Stadt Gandhinagar den höchsten Schutzstatus der UN-Konvention zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten (CMS).

Nun müssen die betreffenden Länder verbieten, die Tiere zu töten. Seit Jahrzehnten nehmen Menschen dem Elefanten Lebensraum weg und jagen ihn, wenn er ihre Felder zertrampelt und weil seine Stoßzähne begehrt sind. Der Hai wird besonders wegen seiner Flossen getötet, die in Teilen Asiens eine beliebte Suppenzutat sind und laut Meeresschutz-Organisation Ocean Care bis zu 80 Euro pro Kilo einbringen.

Der Beschluss freut Naturschützer wie Ralf Sonntag vom Internationalen Tierschutzfonds (IFAW). Doch er warnt auch davor, dass selbst mit diesem Schutzstatus das Überleben dieser Elefanten und Haie nicht sicher ist.

Tiere und Pflanzen sterben heutzutage schneller aus als je zuvor. Rund eine Million Arten sind nach einem UN-Bericht von 2019 vom Aussterben bedroht. Schuld daran ist demnach besonders der Mensch.

Selbst wenn Tierarten den höchsten CMS-Schutzstatus erhalten, schrumpfen bei 73 Prozent von ihnen die Populationen weiterhin, wie neue CMS-Auswertungen zeigen. Besonders betroffen sind demnach Vögel und Haie. Eine CMS-Spezies, ein Hai-ähnlicher Riesenfisch, der chinesische Schwertstör, gilt als ausgestorben.

Ein Grund für den Rückgang: Einige Länder halten sich nicht an die strengen Bestimmungen, zu denen sie sich eigentlich verpflichten. Bei den am stärksten geschützten Haien setzten weniger als ein Drittel der CMS-Mitgliederländer die Schutzmechanismen ganz um, schrieb der IFAW. Besonders für große Fischfang-Staaten seien Fanginteressen oft wichtiger, sagt auch WWF-Artenschutzexperte Arnulf Köhncke. Zudem: Einige Staaten treten solchen Abkommen gar nicht bei. Bei der CMS-Konvention sind zwar fast 130 Staaten Mitglied, fast alle Länder Europas - Österreich seit 2005 - und Südamerikas sowie die meisten Afrikas - nicht aber etwa die USA, China, Russland und Japan.

Auch würden viele Tiere wegen politischen Widerstands erst spät gelistet, wenn ihre Population schon stark geschwächt und ihr Lebensraum stark beschnitten sei - das sei besonders beim CITES-Abkommen der Fall, das den internationalen Handel mit gewissen bedrohten Tierarten verbietet, meint Sonntag vom IFAW. Lebensraumverlust ist laut WWF die Hauptbedrohung der meisten Tier- und Pflanzenarten. Dazu kämen Klimawandel und illegaler Handel.

Außerdem gibt es für die meisten vom Aussterben bedrohten Tiere gar keine Schutzmaßnahmen - etwa im Rahmen der CMS oder dem Cites-Abkommen, sagt Sonntag. Und etliche Arten in tropischen Regenwäldern oder der Tiefsee etwa würden verschwinden noch bevor der Mensch sie kennenlernt.

Wenn die Artenvielfalt abnimmt, hat das langfristig auch Auswirkungen auf Menschen. Gibt es weniger Insekten, die bestäuben, wachsen beispielsweise auch weniger Früchte. Verschmutzen wir die Meere, hat dies auch Auswirkungen auf Menschen, die vom Fischfang leben.

Die Regierungsvertreter haben bei der UN-Konferenz in Indien auch Maßnahmen besprochen, um die gefährlichen Einflüsse menschlicher Aktivitäten auf wandernde Tiere generell zu verringern. Hindernisse auf dem Landweg sollen künftig besser zu überqueren sein. Zäune könnten etwa so gebaut werden, dass Tiere hindurchschlüpfen können. Breite Brücken für Tiere sollten über Straßen und Schienen führen. Und weil sich manche Tiere durch künstliches Licht, das den Nachthimmel zunehmend erhellt, gestört fühlen, forderten Tierschützer, an manchen Orten auf Straßenlaternen zu verzichten oder schwächeres Licht zu verwenden.

Neben dem Asiatischen Elefanten und dem Weißspitzen-Hochseehai haben die CMS-Staaten auch den Jaguar und mehrere Vogelarten in die höchste Schutzkategorie aufgenommen. Mehrere weitere Arten schafften es in die zweithöchste Liste. Für deren Schutz müssen die entsprechenden Länder nun stärker zusammenarbeiten.