Neun Tote bei Einsturz von illegal gebauten Häusern in Rio de Janeiro
Nach einem Einsturz von zwei Häusern in einem von kriminellen Gruppen kontrollierten Teil von Rio de Janeiro ist die Zahl der Todesopfer auf neun gestiegen. Acht weitere Menschen wurden am Freitag bei dem Unglück im Stadtteil Muzema im Westen der Millionenmetropole verletzt, wie das Nachrichtenportal G1 unter Berufung auf die Feuerwehr am Sonntag berichtete. Mindestens 15 Menschen wurden noch vermisst.
"Ich war im Schlafzimmer und rannte ins Wohnzimmer. Als ich dort ankam, fiel alles auf mich. Es ging sehr schnell", erzählte einer der Überlebenden im Fernsehsender Globo News. "Die Burschen haben eine Wand vor mir herausgerissen und ich schaffte es nach draußen. Ich habe es nur herausgeschafft, weil ich im richtigen Moment ins Wohnzimmer gelaufen bin."
Zuletzt waren schwere Unwetter über Rio de Janeiro niedergegangen. Straßen wurden überflutet, Berghänge rutschten weg und Bäume stürzten um. Der heftige Regen könnte zu dem Einsturz beigetragen haben. Die Rettungsarbeiten an den eingestürzten Häusern wurden zunächst erschwert, weil die Zufahrtsstraße zu den Gebäuden weggerissen worden war.
Illegal erbaute Bauten
Die fünfstöckigen Häuser wurden nach Angaben der Stadtverwaltung illegal errichtet. Die Gegend wird nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft von den sogenannten Milizen kontrolliert. Sie sind ein typisch brasilianisches Phänomen: Die Verbrechersyndikate bestehen aus aktiven und ehemaligen Polizisten, Feuerwehrleuten, städtischen Beamten und sollen in Rio nach Einschätzung von Ermittlern etwa 25 Prozent des Stadtgebiets kontrollieren.
Sie sind in Drogenhandel und Schutzgelderpressung verwickelt, entscheiden, wer Strom, Gas und fließendes Wasser bekommt. Sie handeln mit Immobilien und Konzession, erledigen Auftragsmorde und organisieren Wählerstimmen für Lokalpolitiker.
In Muzema waren die Verbrechersyndikate zuletzt groß ins Immobiliengeschäft eingestiegen. "Sie bauen ohne Ende. Ein Gebäude nach dem anderen, verrückt. Sie wollen nur bauen und verkaufen", sagte eine Anwohnerin dem Portal G1. Die Bauvorschriften wurden dabei offenbar nicht immer beachtet. Der lokale Milizenchef war Anfang des Jahres festgenommen worden.