Krimineller Hintergrund: Brand in Paris forderte neun Tote
Bei einem schweren Brand in einem Pariser Mehrfamilienhaus sind in der Nacht auf Dienstag mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Ermittler gehen von einem kriminellen Hintergrund aus. Eine Bewohnerin des Hauses sei festgenommen worden, sagte der Pariser Staatsanwalt Remy Heitz. Mehr als 30 Menschen wurden bei dem Feuer im wohlhabenden Pariser 16. Arrondissement verletzt.
Der Brand war in der Nacht ausgebrochen. Bis in die Früh kämpften die Feuerwehrleute gegen die Flammen. Um etwa 7.00 Uhr war das Feuer unter Kontrolle - die Arbeiten hielten aber am Vormittag noch an. "Es besteht Einsturzgefahr zwischen der siebenten und achten Etage", sagte Feuerwehrsprecher Valerian Fuet. "Wir wissen nicht, ob wir noch Opfer in den zerstörten Wohnungen finden."
Rund 30 Menschen erlitten nach ersten Erkenntnissen leichte Verletzungen, davon acht Feuerwehrleute, ein Mensch wurde schwer verletzt. Zur genauen Ursache des Brandes gab es zunächst keine Informationen. In der Nähe des Wohnhauses nahm die Polizei in den Morgenstunden eine Frau fest, die in dem Haus lebte. Sie befinde sich in Polizeigewahrsam, berichtete Staatsanwalt Heitz. Es werde wegen Brandstiftung ermittelt. Die Frau soll demnach psychische Probleme gehabt haben. Nachbarn sprachen davon, dass dem Brand ein Streit vorausgegangen war.
200 Feuerwehrleute im Einsatz
Die Brandschützer mussten das achtstöckige Wohnhaus komplett räumen. Auch mehrere Gebäude in der Nachbarschaft der Rue Erlanger im Westen der Stadt wurden evakuiert. Rund 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Das Feuer war nach ersten Erkenntnissen in der siebenten oder achten Etage des Hauses ausgebrochen. Nach Angaben des Senders France Info wurde das Gebäude in den 1970er-Jahren erbaut.
Viele Bewohner riefen aus ihren Fenstern um Hilfe, einige flüchteten sich aufs Dach. Die Feuerwehr musste etliche Menschen mit Leitern in Sicherheit bringen. "Als wir ankamen, loderte das Feuer bereits auf mehreren Etagen", sagte Feuerwehrsprecher Fuet. Gebrannt habe es in einem Gebäude im Innenhof. "Die Bewohner standen an den Fenstern und auf dem Dach." Der Einsatz sei besonders gefährlich gewesen, weil im Innenhof nur Handleitern benutzt werden konnten.
Feuerwehrleute standen in der Früh vor der Hausnummer 17, wo das Feuer ausgebrochen war. Ein Nachbarin erzählte, sie habe nebenan herzzerreißende Schreie aus dem Haus gehört. Nachbarn hätten mit Blick auf die alarmierte Feuerwehr gerufen: "Sie kommen, sie kommen." Der Einsatz habe die ganze Nacht gedauert, immer wieder brach die Frau namens Bita in Tränen aus. "Ich bin schockiert." Einer der Feuerwehrleute hielt einen kleinen weißen Hund in den Armen: "Kennt jemand den Besitzer?"
Dank von Macron
Der französische Präsident Emmanuel Macron bedankte sich bei den Feuerwehrleuten für den Einsatz. "Gedanken an die Opfer. Vielen Dank an die Feuerwehrleute, deren Mut viele Leben gerettet hat", schrieb er auf Twitter.
Die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo, sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. "Ich möchte meine tiefe Traurigkeit zum Ausdruck bringen und ihnen meine volle Unterstützung zusichern", schrieb sie auf Twitter. Hidalgo bedankte sich ebenfalls bei den Einsatzkräften, die wieder einmal ihr Leben riskiert hätten.
Erst im Jänner waren bei einer Gasexplosion in einem Haus mitten in der Pariser Innenstadt vier Menschen ums Leben gekommen - darunter zwei Feuerwehrleute. Zu der Explosion kam es damals in einer Bäckerei, Dutzende Menschen erlitten Verletzungen. Angrenzende Wohnhäuser wurden evakuiert, einige waren einsturzgefährdet.