Kinderporno-Verdacht: Ex-Fußballer unterbricht DFB-Ausbildung
Der frühere deutsche Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder verlässt die von ihm mitgegründete PR-Agentur. Diese Entscheidung habe man gemeinsam getroffen, sagte sein Geschäftspartner Raphael Brinkert am Donnerstag. Eine gemeinsame Fortführung der Agentur „BrinkertMetzelder“ sei derzeit nicht möglich. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass sie gegen Metzelder wegen des Verdachts der Verbreitung von Kinderpornografie ermittelt.
Die Vorwürfe und Ermittlungen hätten ihn genauso überrascht wie die Öffentlichkeit, sagte Brinkert. Der Spiegel hatte zuerst berichtet, dass der 38-jährige Metzelder aus dem Unternehmen aussteigt. Noch am Montag hatte die auf soziale Kampagnen spezialisierte Agentur bekanntgegeben, dass sie ihr Geschäft auf Sport-Marketing ausdehnen will.
Metzelder und sein Düsseldorfer Anwalt Rüdiger Deckers äußerten sich zu den schweren Vorwürfen bisher nicht.
DFB nimmt Stellung
Die Hamburger Polizei bestätigte am Donnerstag, dass es die Bild-Zeitung war, die sie über den Verdacht gegen den Vize-Weltmeister von 2002 informiert habe. Daraufhin habe die Polizei Ermittlungen eingeleitet und sei mit der Zeugin, die von Metzelder kinderpornografisches Material erhalten haben soll, in Kontakt getreten.
Unterdessen erklärte der Deutsche Fußball-Bund (DFB): „Die Teilnahme von Christoph Metzelder am laufenden Fussballlehrer-Lehrgang ruht einvernehmlich bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe.“
Fußball-Bundestrainer Joachim Löw wollte die Ermittlungen gegen den Ex-Nationalspieler nicht kommentieren. „Da ich die ganze Sachlage nicht aus erster Hand weiß, deswegen kann ich und möchte ich mich absolut nicht äußern“, sagte Löw in Hamburg.
Sozial engagiert
Metzelder galt in Deutschland bisher als mustergültiger Ex-Sportler. Schon während seiner Zeit als Spieler von Borussia Dortmund hatte sich Metzelder für wohltätige Zwecke engagiert. Zusammen mit Sebastian Kehl unterstützte er die Aktion Roter Keil, die sich gegen Kinderprostitution einsetzte. Das bescherte beiden Profis 2005 eine Audienz bei Papst Johannes Paul II. Für sein außergewöhnliches soziales Engagement war Metzelder 2011 sogar der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen worden.
2006 gründete er eine eigene Stiftung namens „Zukunft Jugend“. In diesem Jahr war Metzelder sogar als neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) im Gespräch. Beim Traditionsverein Schalke 04, bei dem er vier Jahre gespielt hatte, galt er zudem als Kandidat für den Posten des Sportdirektors.
In beiden Fällen kam Metzelder zwar nicht zum Zug, allerdings wurde er in diesem August zu einem der neuen TV-Fußballexperten der ARD gekürt – wegen der hohen Bedeutung des Fußballs in Deutschland gilt dieser Experten-Job im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als überaus renommierte Funktion. Nach den Vorwürfen ist nun wohl ausgeschlossen, dass Metzelder auch diese Aufgabe am ARD-Mikrofon ausüben wird.