Journalistenmord in der Slowakei: Spur zu Multimillionär
Von Susanne Bobek
Ein Multimillionär könnte den Mord am slowakischen Investigativ-Journalisten Ján Kuciak (27) in Auftrag gegeben haben. Eine Verdächtige habe den Unternehmer Marian Kočner offenbar als Auftraggeber genannt.
Der Mord an dem jungen Investigativ-Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová löste in der Slowakei immer wieder Massenproteste gegen die Regierung und ihre angeblichen Verbindungen zur Mafia aus. Die Proteste führten schließlich zum Rücktritt von Ministerpräsident Robert Fico.
Das Paar war im Februar in seinem Haus im Dorf Velká Maca erschossen worden. Jetzt erhärtet sich der Verdacht, dass der Journalist das Opfer von Auftragsmördern wurde. Die Dolmetscherin Alena Z., die in der Vorwoche verhaftet wurde, weil sie die Mörder für 70.000 Euro angeheuert haben soll, verriet offenbar den Namen ihres Auftraggebers. Das sagt jedenfalls der ebenfalls inhaftierte Zoltan A. aus, berichtet Demnik N.
Zoltan A. soll als Mittelsmann zwischen Alena Zs., dem mutmaßlichen Mörder und dessen Fahrer gedient haben. Alle vier wurden festgenommen und befinden sich in Untersuchungshaft.
Der Multimillionär und Unternehmer Marian Kočner befindet sich ebenfalls seit Juni in U-Haft, weil er Wechselscheine in der Höhe von 69 Millionen Euro gefälscht haben soll. Er ist in der Slowakei eine schillernde Figur mit Verbindungen in die Politik. Er steht auf einer „Mafia-Liste“.
Der Journalist Ján Kuciak hatte vor seinem Tod immer wieder über die schummrigen und teils belegt illegalen Machenschaften des Geschäftsmanns Marian Kočner berichtet. Nach einem 2017 erschienen Artikel über einen ominösen Wohnungsverkauf von Kočner, hatte dieser dem Journalisten offenbar am Telefon gedroht, er würde dafür sorgen, dass Kuciak nie wieder schreibe. Kuciak erstattete deshalb Anzeige.
Der Patenonkel
Ein Staatsanwalt hatte Alena Z. noch am Montag als mutmaßliche Auftraggeberin bezeichnet. Allerdings hatte die 44-Jährige keinerlei Konflikte mit dem Investigativ-Journalisten und außerdem hohe Schulden. Sie hätte die 70.000 Euro kaum selbst aufbringen können. Dafür sind ihre Verbindungen zum Multimillionär Kočner eng. Sie war seine Italienisch-Übersetzerin und er der Patenonkel ihrer Tochter.
Der Investigativ-Journalist Kuciak arbeitete vor seinem Tod an einer Enthüllungsgeschichte über Verbindungen zwischen hochrangigen Politikern und der italienischen Mafia, die sich in der Slowakei angesiedelt hat. Dabei spielt ein gewisser Antonio Vadala eine Rolle, der auch die Partei Smer-SD des dann zurückgetretenen Premierministers Robert Fico unterstützt hat. Zumindest Ficos enge Beraterin Maria Troskova soll Verbindungen zu Vadala unterhalten und mit ihm eine Firma gegründet haben.
Kuciaks Artikel wurde erst posthum veröffentlicht.