Japaner will aussehen wie ein Hund und kauft Kostüm um 14.700 €
Von Monika Mueller
Der Japaner Toko möchte lieber ein Border-Collie sein, und dafür hat er tief in die Geldbörse gegriffen. Zwei Millionen Yen, also rund 14.700 Euro, lässt er sich den Spaß kosten. In seinem neuen Kostüm performt er seit Kurzem auf YouTube als gutherziger Hund und die Aufrufzahlen lassen darauf schließen, dass der menschliche Vierbeiner sich größter Beliebtheit erfreut. Sein aktuellstes Video wurde bereits fast zwei Millionen mal geklickt.
Der Japaner ist mit seinem für die meisten Menschen vermutlich nicht nachvollziehbaren Bedürfnis nicht alleine. Seit Jahren gibt es unterschiedlichste Online-Communities, die sich etwa als "Otherkin" bezeichnen. Eine andere Gruppe spricht von sich als "Furries". Die Unterschiede sind für Laien fließend.
Toko zählt zur Gruppe der "Furries"
Das englische Wort "furry" bedeutet pelzig. Furries sind Menschen, die sich mit einem oder mehreren Tieren verbunden fühlen. Das reicht vom typischen Werwolf bis hin zu tierischen Zeichentrick- und Comicfiguren. Die meisten Mitglieder dieser Subkultur stammen aus den USA, Japan, Großbritannien und Deutschland. Nicht alle Furries leben ihre Verbundenheit wie Toko aus, indem sie sich einen Fursuit machen lassen. Manche leben diese Verbundenheit "nur" emotional aus. Wobei jeder Furry ein Alter Ego hat, eine sogenannte Fursona. Das können neben Fabelwesen, Aliens oder Engeln auch ganz normale Tiere wie Katzen oder eben Border-Collies sein. Auch Kreuzungen sind möglich, wie etwa eine Mischung aus Katze und Fuchs oder aus Wolf und Waschbär.
Furries treffen sich oft in "furry meetups", wo auch Rollenspiele gespielt werden. Laut einer "Otherkin"-Facebookgruppe können Furries auch Otherkin sein, das würde aber eher selten vorkommen.
Was bitte ist "Otherkin"?
Die Otherkin-Facebookgruppe schreibt dazu: Menschen, die sich spirituell oder psychologisch als nicht-menschlich wahrnehmen. Sie sind sich ihrer menschlichen Form bewusst und handeln auch wie Menschen. Sie erleben allerdings eine nicht-physische Identität, ähnlich wie sich Transgender-Personen mit dem anderen Geschlecht identifizieren. Diese Identität kann in Träumen, Meditationen oder einfach in einem starken Gefühl der Verbundenheit zu einem nicht-menschlichen Wesen wahrgenommen werden. Es kann sogar vorkommen, dass eine Person etwa Fell am eigenen Körper spürt. Oder Instinkte werden wach, und eine Person reibt sich an einem Baum wie ein Wolf im Wald.
Die Identifikation mit anderen Wesen kann sogar noch viel weiter gehen. So gibt es Menschen, die sich mit Dingen identifizieren oder mit Wetterphänomenen, wie etwa die "Cloudkins", eine Untergruppe der "Weatherkins". Diese Menschen nehmen sich selbst als Wolke oder andere Wetterphänomene wahr. Die Liste der Online-Communities ist lang. Das Phänomen dürfte seinen Ursprung schon sehr viel früher haben. In den 70er bis 80er Jahren bildete sich in den USA eine Subkultur von Anhängern anthropomorpher Tierdarstellungen, damit war die Bewegung der "Furry-Fandom" geboren, abgeleitet vom englischen Wort für "pelzartig".