Chronik/Welt

Hambacher Forst: Neue Großdemonstration gegen Braunkohle-Abbau

Im westdeutschen Hambacher Forst (Nordrhein-Westfalen) haben am Sonntag nach Veranstalterangaben knapp 8000 Menschen gegen den dort geplanten Braunkohleabbau demonstriert. Einzelne Demonstranten errichteten Barrikaden, wogegen die Polizei nach eigener Darstellung vorging. Einen von den Braunkohlegegnern geplanten Waldspaziergang hatten Polizei und Justiz an diesem Wochenende untersagt.

Die Polizei schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter: "Nachdem es zu Straftaten im Hambacher Forst kam, entfernt die Polizei Aachen jetzt Barrikaden auf Wegen." Baumhausräumungen fänden aber nicht statt. Demonstranten, die sich trotz des Verbots zu einem Waldspaziergang aufgemacht hatten, wurden nach Angaben der Braunkohlegegner von der Polizei abgedrängt.

Die Initiatoren der Proteste zeigten sich zufrieden mit deren Verlauf: "Der heutige Tag zeigt, wie breit das Unverständnis in der Gesellschaft ist, weiter wertvolle Natur für schmutzige Braunkohle zu opfern", erklärte Stefan Schlang von der Initiative "Buirer für Buir". Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet müsse "dieses von RWE angezettelte Drama stoppen und gemeinsam mit Kanzlerin Merkel eine gesellschaftlich akzeptierte Lösung für die Menschen vor Ort und den Schutz des Klimas finden."

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Grünen-Chefin Annalena Baerbock erklärte in Berlin, die geplante Räumung und Rodung des Hambacher Waldes sei nicht nur "energiepolitisch falsch, sondern auch gesellschaftlich nicht vermittelbar". Die Landesregierung müsse die Räumung aussetzen, zumal die Kohlekommission derzeit in Berlin berate.

Der Wissenschafter Ernst Ulrich von Weizsäcker hält einen Erhalt des Restwaldes im Hambacher Forst entgegen den RWE-Plänen für möglich. Der Präsident des Club of Rome sagte der "Heilbronner Stimme" (Montagsausgabe), RWE und Landesregierung handelten für ein Ziel, "dass der Bevölkerung mehrheitlich als absurd erscheint". Deshalb sei es denkbar, dass ähnlich wie bei den Protesten gegen die in den 1980er Jahren geplante Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf auch im Hambacher Forst die Protestierer gewinnen würden.

Der Energiekonzern und Tagebaubetreiber RWE will Mitte Oktober mit der Rodung eines weiteren Teils des Hambacher Forsts beginnen, um seinen angrenzenden Braunkohletagebau Hambach zu erweitern. Umweltschützer wollen dies verhindern und fordern ein Ende der Kohleverstromung. In dem teilweise von Kohlegegnern besetzten Hambacher Forst war am Mittwoch ein Journalist aus großer Höhe von einer Hängebrücke an einem Baumhaus gestürzt und dabei ums Leben gekommen. Daraufhin wurde die Räumung der Baumhäuser in dem Wald durch die Polizei zunächst gestoppt.