Chronik/Welt

Racheakt von Bandenchef: Mehr als 100 Tote in Haiti

Eine bewaffnete Bande hat in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince laut Menschenrechtsorganisationen und Medien mehr als 100 Menschen ermordet.

Laut einer Mitteilung der Organisation Komitee für Frieden und Entwicklung (CPD) vom Sonntag handelte es sich anscheinend um den Racheakt eines Bandenbosses. Dieser habe Anhänger des Voodoo-Kultes für den Tod seines Sohnes verantwortlich gemacht. Der "New York Times" bestätigte ein Bewohner an Ort und Stelle das Massaker.

Das Blutbad ereignete sich der Mitteilung zufolge am Freitag und Samstag in Wharf Jeremie, einem Teil von Cité Soleil, dem berüchtigtsten Armenviertel der Hauptstadt des Karibik-Staates. Die Mehrzahl der Opfer seien Frauen und Männer von über 60 Jahren, deren Leichname verstümmelt und auf offener Straße verbrannt worden seien.

Sohn soll verhext worden sein

Den Informationen zufolge sei zuvor ein Sohn des Bandenbosses Monel Felix, alias Micanord, an einer geheimnisvollen Krankheit gestorben. Der Bandenboss habe daraufhin die Menschen in dem Viertel beschuldigt, seinen Sohn verhext zu haben, und entschieden, alle älteren Menschen und Voodoo-Anhänger dafür zu bestrafen. Der Voodoo-Kult, der seine Ursprünge in Westafrika hat, ist in Haiti eine anerkannte Religion.

Haiti, das sich mit der Dominikanischen Republik die Karibikinsel Hispaniola teilt, ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Seit Jahren leidet es unter der Gewalt schwer bewaffneter Banden, die die Hauptstadt größtenteils unter ihrer Kontrolle haben. Aus Kenia als Teil einer multinationalen Schutztruppe entsandte Polizisten haben bisher wenig ausrichten können. Im November wurden in Port-au-Prince sogar zwei Passagierflugzeuge von US-Fluglinien angeschossen.