Corona und die "Great Resignation": Briten gehen früher in Pension
Nach den Corona-Lockdowns und Phasen der Kurzarbeit haben etliche ältere Briten der Arbeitswelt den Rücken gekehrt. "Viele ältere Arbeitnehmer sind nicht so auf den Arbeitsmarkt zurückgekommen, wie man sich das erhofft hat", sagt der Ökonom Christian Dustmann vom University College London im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Viele hätten neue Prioritäten gesetzt während der Pandemie und ihre Situation neu abgewogen.
Das zeige sich auch daran, dass mittlerweile deutlich mehr von zuhause gearbeitet werde und die Rückkehr ins Büro nach den Lockdown-Phasen längst nicht so flächendeckend erfolgt sei wie erwartet.
Mehr als eine halbe Million Menschen weniger werktätig
Im März dieses Jahres hatte die Statistikbehörde bereits mitgeteilt, dass Ende 2021 gut eine halbe Million Menschen weniger (522.000) auf dem Arbeitsmarkt tätig waren als noch vor der Pandemie. Von denen, die nicht mehr arbeiten, machte die Gruppe der Über-50-Jährigen mehr als 94 Prozent aus. Besonders stark war der Effekt bei Männern zwischen 50 und 70 mit höherer Bildung zu beobachten. Im Frühjahrsquartal nahm die Zahl der 50- bis 64-Jährigen, die "ökonomisch inaktiv" waren, wie es das nationale Statistikamt bezeichnet, erneut zu.
In Großbritannien wird das Phänomen als "Great Resignation" diskutiert. Einige Ökonomen fürchten, dass es den in vielen Branchen vorherrschenden Personalmangel noch verstärken könnte, der sich durch den Brexit ohnehin schon verschärft hat. Die Chefin der Kaufhauskette John Lewis, Sharon White, fürchtet zudem, dass das Ausscheiden dieser Gruppe an Arbeitnehmern die Inflation zusätzlich in die Höhe treiben könne.
In einigen Berufen - etwa Schulen oder im Gesundheitsdienst - wurden zeitweise sogar Menschen, die schon in Pension sind, gebeten, eine Rückkehr in Erwägung zu ziehen.