Chronik/Welt

Behörden: Rund 170 Bewaffnete aus dem Sudan in Westäthiopien getötet

Im Westen Äthiopiens sind Behördenangaben zufolge mindestens 170 Bewaffnete aus dem benachbarten Sudan getötet worden. Ohne weitere Angaben zu den Hintergründen gab die Regionalregierung von Benishangul-Gumuz vom Samstag bekannt, es habe sich um "Anti-Friedens-Elemente" gehandelt. Die Sudanesen wollten demnach durch die Tötung von Zivilisten Terror in der Bevölkerung verbreiten.

Auch hätten sie die Umsetzung des zwischen den Anrainerstaaten Äthiopien, Sudan und Ägypten umstrittenen Staudammprojekts Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) stören wollen. Der 4,6 Milliarden Dollar (3,91 Mrd. Euro) teure Damm, den Äthiopien auf dem Blauen Nil baut, sorgt seit Jahren für Streit.

In der Benishangul-Gumuz-Region waren im Vorjahr bei einem Massaker mehr als 100 Angehörige der Bevölkerungsgruppen der Amhara, Oromo und Shinasha in ihren Dörfern brutal getötet worden. In der am Samstag veröffentlichten Erklärung der Behörden wird indirekt unterstellt, dass die Bewaffneten Unterstützung durch die Partei TPLF aus der nordäthiopischen Tigray-Region erhält, die sich nun auch mit einer Gruppierung aus der Region Oromia verbündet hat.

Im November hatte die Zentralregierung in Addis Abeba eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin dort an der Macht war. Hintergrund waren jahrelange Spannungen zwischen Zentralregierung und TPLF. Die TPLF dominierte den Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen 112 Millionen Einwohnern gut 25 Jahre lang, bis Regierungschef Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam. In Tigray, Afar und Amhara sind nach UNO-Angaben bisher vier Millionen Menschen aufgrund des Konflikts von Nahrungsmangel betroffen. Mehr als zwei Millionen Menschen, darunter viele Kinder, seien durch die Kämpfe vertrieben worden. Beiden Konfliktparteien wird vorgeworfen, in dem anhaltenden Konflikt Gräueltaten begangen zu haben.