Autistischer Bub (6) vermisst: Erneut Fußspuren entdeckt
Seit dem 22. April wird der sechsjährige Arian aus Bremervörde-Elm bereits vermisst. Zwischenzeitlich stellte die Polizei die Suchaktion ein. Seit gestern, Mittwoch, läuft sie wieder.
Am zweiten Tag der neuen Suche nach dem vermissten Buben aus Niedersachsen fahren Einsatzkräfte am Donnerstag abermals den Fluss Oste ab. In der Nähe des Nebenflusses der Elbe hatten Ermittler Fußspuren gefunden, die das Kind wahrscheinlich hinterlassen hat. Wie eine dpa-Reporterin beobachtete, fuhren Polizisten mit einem Spürhund auf dem Fluss.
Die Ermittler wollen die Hoffnung nicht aufgeben und nahmen am Mittwoch die Suche erneut auf. Man konzentriert sich nun auf einige Gemeinden entlang der Oste, einem Nebenfluss der Elbe. Im Nachbardorf Gräpel etwa, rund zehn Autominuten von Elm entfernt, arbeiteten sich Polizisten von Haustür zu Haustür, klopfen an, fragten Bewohner nach Auffälligkeiten. Auch wollen die Beamten die Einwohner ermuntern, abermals auf dem eigenen Grundstück nach Arian zu suchen.
"Klinkenputzen"
Wer nicht zu Hause ist, bekommt einen Flyer in den Briefkasten geworfen. Die Ermittler halten es für möglich, dass der Junge sich versteckt hat. "Wir wollen die Menschen mit der Aktion ins Boot holen", sagt Polizeisprecher Heiner van der Werp. "Klinkenputzen" nennt er das.
Auch in Estorf, knapp acht Kilometer zu Fuß von Arians Wohnort gelegen, oder dem elf Kilometer entfernten Kranenburg läuteten Ermittlerteams bei Anrainern an. Ihre Hoffnung: Möglicherweise waren einige Nachbarn zuletzt auf Urlaub und können nun doch noch Hinweise geben. Außerdem hoffen die Ermittler auf neue Aufnahmen von privaten Überwachungskameras.
Ermittler halten es für möglich, dass Arian in die Oste gefallen ist
Dass der Bub in die Oste gefallen ist, halten die Ermittler für möglich. Van der Werp kommt auf ein privates Überwachungsvideo zu sprechen, das Arian kurz nach dem Verschwinden in Elm zeigt. Arian sei in Richtung des Waldes gelaufen. Hinter dem Wald fließt die Oste. In der Nähe des Flusses wurden Fußspuren gefunden. Die Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass es Arians Spuren sind. Doch die Fährte verliert sich. Darum wird heute, Donnerstag, der Fluss erneut mit zwei Sonarbooten abgefahren, auch Taucher sollen ins Wasser steigen.
Nach dem Verschwinden Arians suchten zunächst Hunderte Einsatzkräfte und Helfer nach dem Jungen. Beteiligt waren unter anderem Suchhunde, Helikopter und Drohnen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Autist das Haus allein verließ. Der Polizei zufolge gibt es keinen Hinweis auf einen Kriminalfall. Nach rund einer Woche wurde die großangelegte Suche eingestellt.
Die Entscheidung traf die Polizei in Absprache mit dem niedersächsischen Innenministerium. Eine Ermittlungsgruppe beschäftigt sich weiter mit dem Fall. Am Dienstag kündigte die Polizei an, dass die Suche nach Arian fortgesetzt wird. Einen speziellen Anlass dafür gebe es nicht, sagt van der Werp.
Der Fall Arian ist besonders, aber kein Einzelfall. In Deutschland gelten nahezu 10.000 Menschen als vermisst. Das Bundeskriminalamt erfasste zu Monatsbeginn 9.554 Frauen und Männer mit unklarem Aufenthaltsort. Rund 70 Prozent der Vermissten seien Männer, männliche Jugendliche und Jungen. Unter den Vermissten sind 1845 Kinder unter 13 Jahren. Die Zahlen unterliegen Schwankungen.