Auch Boliviens Evo Morales lässt die Wälder abfackeln
Von Susanne Bobek
Die Feuerkatastrophe in Bolivien geht in der internationalen Berichterstattung weitgehend unter. Zunächst berichteten nur katholische Zeitungen über die Brandrodungen. Denn im Gegensatz zum rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro taugt der linke Evo Morales nicht zum Feindbild.
Dabei hat er am 9. Juli die „quema controlada“, die kontrollierte Brandrodung, im Dekret 3973 angeordnet, damit Bolivien wirtschaftlich wachsen könne. Morales sieht seine Brandrodungen als klassenkämpferischen Akt an, um gleiches Recht für alle zu schaffen. Vor allem aber, um sich seine vierte Wiederwahl durch Kleinbauern im Oktober zu sichern.
Evos Menschenrechte
Verfassungsrechtlich ist sie umstritten, doch das Höchstgericht entschied, dass ein Verzicht von Evo Morales’ erneuter Kandidatur die Menschenrechte des Evo Morales verletzen würde.
Der Erzbischof von Santa Cruz de la Sierra, Sergio Gualberti Calandrina, schlägt Alarm: „Die Brände betreffen ganz Bolivien, nationale Parks und Umweltschutzgebiete.“ Das Feuer sorge für einen enormen Schaden unter anderem in den Savannen-Regionen Chiquitania und Chaco. Leidtragende der Zerstörungen seien vor allem die indigenen Gemeinden und die Bio-Diversität.
Am vergangenen Sonntag rief der Erzbischof einen „Tag des Gebetes“ gegen die Amazonas-Feuer aus. Sein Ziel: „Wir müssen ein Bewusstsein der Vorsicht schaffen für unser gemeinsames Haus.“ Der Vatikan veröffentlicht den dramatischen Appell aus Bolivien und benennt das Dekret 3973 konkret als Auslöser der Katastrophe.
Da die Feuerwalze auch in Bolivien außer Kontrolle geraten ist, präsentierte sich Evo Morales am Mittwoch als Feuerlöscher. Mit einem Gartenschlauch zog er fernsehgerecht ins Feuer. Tatsächlich sind die Freiwilligen, die das Feuer bekämpfen, grottenschlecht ausgerüstet.
Bolivien hat deshalb von den USA das derzeit größte Löschflugzeug der Welt gemietet. Die umgebaute Boeing 747 kann 70.000 Liter Wasser transportieren.
In Brasilien hat Jair Bolsonaro ein Dekret unterschrieben, dass das Abbrennen von Flächen für die Dauer von zwei Monaten verbietet. Allerdings soll es auch Ausnahmen geben. Der brasilianische Präsident zweifelt den menschgemachten Klimawandel an und kritisierte erneut Deutschland und „besonders Frankreich“.