Armbrust-Drama: Die bizarre Welt des unedlen Ritters
Von Susanne Bobek
Am Donnerstag wurde die Wohnung von Torsten W.
(53) in Borod in Rheinland-Pfalz durchsucht. „Zahlreiche Beweismittel“ wurden sichergestellt.
Die Polizei ermittelt weiter zum Motiv für die Taten. Während sich Torsten W. und zwei seiner Gefährtinnen in einer Passauer Pension mit Pfeilen töteten, steht das Obduktionsergebnis für die beiden weiblichen Leichen in einer Wohnung in Wittingen in Niedersachsen noch aus. Die Frauen dürften im Auftrag ihres Gebieters Torsten W. mithilfe eines exotischen Giftes aus dem Leben geschieden sein. Spekuliert wird, ob es sich um das Pfeilgift Curare handelt, das südamerikanische Dschungelindianer verwenden oder um ein mittelalterliches Giftkraut. Eine schwere Aufgabe für Pathologen.
Das mutmaßliche Oberhaupt der Armbrust-Sippe wird als unedler Ritter beschrieben. Torsten W. war in der überschaubaren deutschen Mittelalter-Szene ein gefragter Mann, der gekonnt Frauen um sich scharte. Ein Privatdetektiv, der im Auftrag der Eltern seiner 19-jährigen Anhängerin Carina U. seit 2017 in dem Milieu recherchierte, beschreibt ihn in einer TV-Doku von RTL so: Er sei ein Mittelalter-Guru gewesen, der vorgab, alles zu wissen. Seine Anhänger nahmen alles wörtlich und ließen sich total manipulieren. Torsten W. gab sich auch als Psychologe aus, wie er es gerade brauchte.
Laut Focus gehörten zum engeren Kreis auch noch zwei Männer, mit denen die Ermittler gerne sprechen würden. Ein dritter, ein ehemaliger Lehrer von Carina U., beging 2017 bei einem schlecht getarnten Autounfall Selbstmord.
Glatze schneiden
In der Beziehung soll es auch um sadomasochistische Praktiken gegangen sein. „Die Mädchen mussten sich gleichzeitig eine Glatze schneiden, mit Zahnbürsten Fugen sauber machen“, sagt der Privat-Ermittler. Als Carinas Eltern erfuhren, dass ihre Tochter „gewisse Dinge tun muss“, wenn sie weiter bei Torsten W. bleiben will, sei „sie fast Amok gelaufen“, berichtete die Mutter bei RTL. Die Polizei vermutet, dass es auch um lesbischen Sado-Maso-Sex gegangen sei.
Carina U. wurde von ihrem Gebieter soweit gebracht, die eigenen Eltern anzuzeigen. Das Verfahren wurde zwar eingestellt, doch das Jugendamt verweigerte den Eltern fortan jede Auskunft. „Wir durften ihr nicht helfen“, sagt die Mutter. Der Vater fügt hinzu: „Sie hatte keine Chance.“