Testlauf für das Rauchverbot
Dutzende Wirte haben die Zukunft schon vorgezogen. Das ab 2018 gültige Rauchverbot wird testweise bereits jetzt für eine Woche ausprobiert. "Denn das neue Gesetz wird das Leben der Lokalgäste zwangsläufig auf die Straße verlagern", sagt Peter Dobcak, Wirtschaftskammer-Obmann für die Gastronomie.
Die Aktion, an der sich laut Dobcak rund 300 Wirte beteiligen, soll allfällige Schwachstellen aufzeigen. "Momentan sind die Wirte für die Lärmentwicklung vor dem Lokal verantwortlich, das kann es nicht sein", meint er.
Doch es gibt auch Gegenwind: Wein&Co-Chef Heinz Kammerer lässt aus dem Ausland mitteilen, dass er diese "anachronistische Aktion" scharf verurteilt.
Der KURIER begab sich auf Lokalaugenschein – zu einem Lokal, das sich an der Aktion beteiligt und zu Wein&Co, das seit Juli bereits generell rauchfrei ist:
Der Aktionsteilnehmer
Im Kern-Beisl in der Kleeblattgasse (Wiener Innenstadt) werden die Kunden diese Woche gebeten, den Glimmstängel bereits vor der Tür auszudrücken. Andreas Kern ist einer der Gastronomen, die bei der Aktion "Wir testen rauchfrei" teilnehmen. Vom 7. bis 12. September stellen Wirte dabei ihre Lokale auf rauchfrei um, damit die Stadt, sowie Gastronomen und Gästen erste Erfahrungen mit dem Rauchverbot sammeln: "Ich sehe die Aktion als Probelauf, um Wirte fürs Thema Rauchverbot zu sensibilisieren", sagt Gastwirt Andreas Kern.
Während sich Kern wenig Sorgen um sein Mittagsgäste macht, rechnet er sehr wohl mit Verlusten im Abendgeschäft. "Ich befürchte, dass manche meiner Stammgäste dann speziell im Winter lieber zu Hause bleiben, wo sie im Warmen rauchen können, statt beim Rauchen im Freien zu frieren."
Außerdem wünscht er sich eine gesetzliche Änderung, die es dem Wirten erlaubt, seine Gäste auch im Winter im Freien zu bedienen. "Momentan ist das ja nur im Sommer im Schanigarten möglich." Ein zusätzliches Problem sieht er in der Lärmbelästigung der Anrainer durch die Freiluftraucher. "Der Wirt sollte nicht dafür haften müssen.", sagt Kern.
Rauchfrei seit Juli
Wein&Co ist bereits in ganz Wien seit dem 1. Juli rauchfrei. Schon 2008 wagte die Kette einen ersten Versuch. Als die Kunden ausblieben, nahm sie ihn nach einigen Monaten wieder zurück. Nun folgte der abermalige Vorstoß.
"Die Zeiten haben sich einfach geändert. Besonders in den vergangenen Jahren ging der Trend immer mehr in Richtung gesünder und bewusst leben. Es gibt heute mehr Nichtraucher als damals und auch die Raucher selbst sind umsichtiger geworden", meint Gastroleiter Martin Kammlander-Löwe im KURIER-Gespräch.
Ein zusätzliches Plus sei "das nuancenreichere Geschmackserlebnis" der Weintrinker. Die Resonanz auf das Rauchverbot sei durchwegs positiv. "Es hat ein Umdenken stattgefunden. Wichtig wäre jetzt noch, dass die Regierung den Gastronomen entgegenkommt und den ganzjährigen Betrieb im Schanigarten ermöglicht."