"Terroristen in Österreich": Hinweisgeber entpuppt sich offenbar als Lügner
Es ist ein weiterer Beweis, dass der in Wien geborene IS-Terrorist Mohamed Mahmoud ein Mörder sein dürfte. Es zeigt allerdings auch, dass der vom deutschen Verfassungsschutz als Kronzeuge des Terrors aufgerufene Harry S. ein Lügner sein könnte. Der Mann hatte in ganz Europa für Schlagzeilen gesorgt, weil er berichtete, dass angeblich Hunderte Terroristen bereits in Europa seien. Auch in Österreich, sagte der Informant.
Video aufgetaucht
Nun ist ein Video aufgetaucht, das dem ZDF und der Washington Post zugespielt wurde. Darin sind unveröffentlichte Sequenzen aus jenem Mordvideo zu sehen, das Mahmoud im syrischen Palmyra bei der Exekution von zwei Soldaten zeigt – dabei auch Harry S. Zunächst ist die Einfahrt in eine syrische Stadt zu sehen. Der angeblich nur zur Mitfahrt gezwungene S. schreit darin lautstark Parolen aus dem Fenster. Nichts deutet daraufhin, dass ihn irgendjemand dazu zwingt. Auch bei der von ihm zuvor geschilderten Exekution ist er offenbar nicht ganz so unbeteiligt, wie er im Fernsehen und vor Gericht später gesagt hat. In dem Video ist eindeutig zu sehen, dass er eine Pistole hat und diese auf die ermordeten Soldaten richtet. Da zu diesem Zeitpunkt mehrere Personen schießen und Harry S. teilweise verdeckt ist, ist unklar, ob er tatsächlich selbst schießt. Jedenfalls sind sieben Leichen zu sehen.
Die Gefängnisstrafe für den Deutschen fiel geringer aus, weil er viel ausplauderte. Drei Jahre statt der zu erwartenden fünf bis sechs fasste S. aus wegen "Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung".
Das bisher unveröffentlichte Video zeigt auch, wie Harry S. kurz vor der Erschießung einen der Gefangenen in die Reihe mit den anderen zwingt. Zuvor ist auch zu sehen, wie er einen Treueeid auf die IS-Führung ablegt.
Glaubwürdigkeit
Während Harry S. in Österreich eher als unglaubwürdig eingestuft wurde, galt er in den Augen des Deutschen Verfassungsschutzes als großer Kronzeuge. Er wurde in mehreren Medien vorgeführt und damit sollte auf die anhaltende Bedrohung in Europa verwiesen werden. Doch langsam entwickelt sich der Fall zu einer Blamage für die Ermittler. Denn wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Die Aussagen des Überläufers sollten auch in anderen Gerichtsverfahren Gewicht haben, doch den Anwälten der Terroristen wurde nun Munition in die Hand gegeben, die die Glaubwürdigkeit von Harry S. schwer erschüttert. Dabei hatte vor Kurzem sogar das FBI in Deutschland darum angesucht, den reuigen Terroristen befragen zu dürfen.
Woher die neuen Videosequenzen stammen, ist unklar. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass der IS diese absichtlich Medien zugespielt hat, um den Verräter öffentlich zu desavouieren.