Chronik/Österreich

Wie im Internet Gerüchte über Flüchtlinge entstehen

Verwüstete Geschäfte im Raum Spielfeld, Schüsse zur Verteidigung, Raubüberfälle, Plünderungen – im Internet verbreiten sich derzeit wie Lauffeuer Gerüchte über die aktuelle Situation an der Südgrenze. Meist stecken offenbar rechte Gruppierungen dahinter,

Der Name Anton Wieser ist seit Tagen in Facebook ein Aufreger. Dieser berichtet vom "Kriegszustand in Spielfeld" und von "Warnschüssen und Pfefferspray" in Spielfeld. "Das ist mein Sohn, der war ewig nicht mehr hier", berichtet Anton Wieser, der Vater und Geschäfstinhaber. "Mir hat er gesagt, er schreibt nur, was er in der Kleinen Zeitung liest. Ich selber bin gar nicht auf Facebook."

Ein Colt für alle Fälle

Tatsächlich ist er derzeit aber mit einem Colt bewaffnet. "Ich habe seit dem ersten Tag der Flüchtlingskrise geschlossen, aber man weiß ja nie". In sein Cafe neben seinem Supermarkt kommt man nur mit Code oder wenn man eingelassen wird.

Der Warnschuss soll gegenüber im Motocamp Las Vegas gefallen sein. "Unsinn" sagt Wieser. Auch Bekannte des dortigen Besitzers wissen nichts davon zu erzählen. "Flüchtlinge haben die im Freien stehende Kühltruhe ausgeräumt, dann ausgesteckt, um ihre Handys aufzuladen."

Ein weiterer Cafebesitzer ist bewaffnet, allerdings war er das vorher auch schon, gibt er zu. Mit der Flüchltingskrise habe das nichts zu tun. Ein Trafikant am Bahnhof Leibnitz weiß überhaupt nur gutes zu erzählen: "Zu mir kommen viele Flüchtlinge, alle zahlen und alles ist gut", berichtet er. Als am Freitag 4500 Menschen angekündigt sind in Leibnitz sperrt er sein Geschäft trotzdem kurzfristig: "Das ist mir zu viel, dafür habe ich zu viele Sachen in der Trafik. Mir wäre es aber egal, ob 4500 Österreicher oder Flüchtlinge kommen."

"Die haben alle Messer"

"Die Flüchtlinge haben alle Messer", meinen hingegen Kunden im Cafe von Wieser. Gesehen haben sie noch keines, aber davon gehört. Außerdem sei ja ein Supermarkt in Slowenien überfallen worden. Gute Bekannte können diese Geschichte bezeugen. Sie ist ident mit einer, die sich angeblich in Leibnitz am Freitag zugetragen hat. Und in Wien vor ein paar Wochen. Und in Nickelsdorf. Und in Ungarn sowieso. Auch diese Story taucht regelmäßig im Internet auf. Zeugen gibt es tatsächlich in allen Fällen bisher keine, ebensowenig Anzeigen. Die betroffenen Shopbetreiber und die Polizei dementieren es immer. Aber jeder kennt angeblich wen, der wen kennt und dabei war.