Chronik/Österreich

Warten auf das nächste Erdbeben: Gefährdete Regionen in Österreich

"Es wird irgendwann wieder ein stärkeres Erdbeben in Österreich geben. Das könnte heute so weit sein oder aber in zehn Jahren oder mehr", sagt ZAMG-Geophysiker Helmut Hausmann. Denn egal wie gut die Wissenschaft Naturkatastrophen vorhersagen kann, Erdbeben kommen ohne Vorwarnung.

Das letzte Beben mit Gebäudeschäden hat im Jahr 2013 im Kärntner Bad Eisenkappel stattgefunden. Damals bebte die Erde mit einer Stärke von 4,4 laut Richterskala. Ausschlaggebend für die Wahrnehmung der Bevölkerung ist aber ein anderer Wert: "Wichtig ist es, die Intensität des Bebens zu bestimmen. In Kärnten lag diese bei sechs Grad. Leichte Beben, die nah an der Oberfläche liegen, werden weitaus stärker wahrgenommen, als starke Beben die tiefer stattfinden", sagt Hausmann. Die Europäische Markroseismische Skala hat zwölf Stufen. 1972 fand in Niederösterreich in den Orten Pitten und Seebenstein das letzte Beben mit Intensität acht statt.

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Bei der Bestimmung sind die Seismologen der ZAMG auf die Bevölkerung angewiesen. "Bei dem Beben vor knapp zwei Wochen in Bad Fischau in Niederösterreich gingen 90 Meldungen aus der Bevölkerung bei uns ein. Wir nehmen jede Meldung sehr ernst und bestimmen die tatsächliche Intensität im Nachhinein", sagt Hausmann.

Heuer gab es landesweit bisher 39 Erdbeben, die wahrgenommen wurden. Damit wurde 2017 bereits der jährliche Durchschnittswert erreicht. Unter Österreich trifft die afrikanische auf die europäische Erdplatte, weswegen manche Regionen besonders gefährdet sind: "Die Mur-Mürztal-Bruchzone ist sehr aktiv. Pro Jahr bewegt sie sich um etwa einen bis zwei Millimeter", sagt Hausmann. Unbemerkte Erschütterungen gab es heuer 585 bis dato. Errechnet man den Durchschnittswert, ergibt sich die Wahrscheinlichkeit, dass alle drei Jahre Erdbeben mit Gebäudeschäden stattfinden.

Nukleartests gemeldet

Anders als oft vermutet, sind kleinere Erschütterungen in einer bestimmten Region keine Vorläufer eines großen Erdbebens: "Das verhält sich umgekehrt. Die Energie entlädt sich sozusagen in kleinen Dosen", sagt Hausmann.

Derzeit arbeite die ZAMG an einer neuen Gefährdungskarte. Die Arbeit dauert mehrere Jahre, denn historische Erkenntnisse müssen in den Plan einfließen. Essentiell ist dieser dann für die Bauwirtschaft, die sich an den Angaben der Geophysiker orientiert. Der Seismometer der ZAMG kann aber noch mehr: "Wir haben Aufzeichnungen über Erschütterungen auf der ganzen Welt. So können wir beispielsweise Nukleartests in Nordkorea identifizieren. Das melden wir ans Außenministerium."