Chronik/Österreich

Warnstreik: Grazer Bahnhofshalle gut gefüllt, aber kaum Wirbel

Auf dem Grazer Hauptbahnhof war die Stimmung Montagmittag auffallend entspannt. Zwar hielten sich die steirischen Eisenbahner streng an die Vorgaben der Gewerkschaft (gegen 11.45 Uhr fuhren die letzten S-Bahnen ab, bis knapp vor 14 Uhr blieb es richtig still auf dem zentralen Bahnknotenpunkt der Steiermark), dennoch gab es hier kein lautes Wort. Vielleicht auch deshalb, weil man mit Verspätungen auf der Südbahn im Laufe der Jahre leben gelernt hat.

Die Fahrgäste zeigten sich gut informiert, der Andrang war dementsprechend deutlich geringer. Die meisten, die auf dem Bahnhof zum Warten gezwungen wurden, äußerten auf KURIER-Nachfrage Verständnis für den Streik der Eisenbahner, auch wenn diese ihre Tagespläne ordentlich durcheinander wirbelten. So fuhr der Railjet nach Wien und weiter nach Prag um 14.26 Uhr ab, mit zwei Streik-Stunden Verspätung.

Reisende der 1. Klasse leisteten sich am Hauptbahnhof einen speziellen Luxus: Weil sich die junge Mitarbeiterin in der ÖBB-Lounge punkt 12 Uhr bei ihnen entschuldigte, um dem Streikaufruf der Gewerkschaft Folge zu leisten, organisierten sie sich kurzerhand selbst. Es gab ausreichend Kaffee und Kuchen. Und Zeit zum Plaudern: ein Fahrgast meinte etwa, dass selbst die Streiks in Österreich etwas Gemütliches an sich hätten. Jedenfalls wären sie weniger aggressiv und besser geplant als etwa in Frankreich oder in Deutschland.