Chronik/Österreich

Tod des "Cop-Killers": Obduktion am Montag

Was sich genau am Freitag um 19.39 Uhr in der Haftanstalt Szeged abgespielt hat, ist noch mehr als rätselhaft. Laut offizieller Darstellung des Gefängnisses hatten Zellengenossen von Thomas B. (36) zu diesem Zeitpunkt plötzlich Alarm geschlagen, weil der Salzburger ohnmächtig gewesen war. Eine Krankenschwester und später mehrere Sanitäter versuchten den als „Cop-Killer“ bekannt gewordenen B. wiederzubeleben.

Am Montag soll er nun obduziert werden. Die Behörden machten am Wochenende keine weiteren Angaben zur Todesursache, ungarische Medien berichteten von einer Medikamentenüberdosis. Der gebürtige Kärntner soll sich laut der ungarischen Boulevardzeitung Blikk mit einer Arzneimittel-Überdosis das Leben genommen habe.

Das ungarische Onlinemedium Hir 24 wusste von einem Selbstmord zu berichten. Das hätten „mehrere Quellen“ bestätigt. Die Ehefrau des Salzburgers wollte gegenüber dem KURIER nicht näher zu den Todesumständen Stellung nehmen: „Ich will zu all dem jetzt nichts sagen.“ Sie selber sei nur kurz informiert worden. B.s Anwalt hingegen schließt seinen Suizid aus. Offizielle Untersuchungen laufen derzeit noch.

Exakt am 2. Jahrestag

Gegen einen Freitod spricht auch, dass die 15 Jahre Haft gegen den Salzburger noch nicht rechtskräftig waren und eine Berufungsverhandlung bevorstand. Dass der tödliche Vorfall auf der Straße und der Tag seines eigenen Todes exakt zwei Jahre auseinanderliegen, heizt die Spekulationen noch weiter an.

Ihren Ausgang nahm die Geschichte am 11. Oktober 2012. B. war mit deutschen Bekannten in einer aus vier Fahrzeugen bestehenden Hummer-Kolonne in Südungarn unterwegs. Unstimmigkeiten mit der örtlichen Polizei eskalierten: Zwei Motorradpolizisten stoppten Thomas B., nachdem sie zuvor Schüsse abgegeben hatten. Bis heute ist nicht restlos geklärt, ob ein Beamter im Zuge der Amtshandlung Pfefferspray in den Wagen sprühte. Das Video eines anderen Hummer-Fahrers und die Aussage des Salzburgers legt das nahe, aber ein schlüssiger Beweis fehlte. Der 36-Jährige gab jedenfalls kurz darauf Gas und überrollte den ungarischen Polizisten Imre K. – dieser starb. Der gebürtige Kärntner war am 25. September zu einer Zuchthausstrafe von 15 Jahren verurteilt worden. Die Verteidigung ging umgehend in Berufung, später forderte auch der Staatsanwalt ein höheres Strafmaß.

Vorgeschichte

Dem KURIER wurde im November ein Video zugespielt, das die Amtshandlung zeigt. Dazu war es gekommen, nachdem der zuletzt in Salzburg wohnhafte gebürtige Kärntner seinen "Hummer" gezielt über die Fahrbahnmitte gelenkt und dabei beinahe einen Polizeiwagen touchiert haben soll. Das fasste der Beamte als Provokation auf, worauf er zwei Kollegen auf Motorrädern als Verstärkung anforderte. Diese verfolgten ihn, wobei ihn zunächst weder Blaulicht und Sirene noch auf seinen SUV abgegebene Schüsse zum Stoppen brachten. Als er endlich anhielt, soll er - so die Anklage - den rechts vor ihm positionierten Polizisten Imre K. vorsätzlich getötet haben, indem er auf diesen losfuhr.