Chronik/Österreich

Terrorverdacht: Vager "Tatbeitrag"

Ein italienisches Gericht prüft nach der Festnahme eines österreichischen Arztes mit kurdischen Wurzeln, ob der Mann an die türkische Justiz ausgeliefert wird. Unal E. (45) wurde am Montag während eines Familienurlaubs in Mestre bei Venedig auf Basis eines internationalen Haftbefehls wegen Terrorverdachts festgenommen. E. lebte zuletzt in Deutschland.

Unal E. war hierzulande nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Zwar habe es seit 2014 einen internationalen Haftbefehl gegeben, jedoch sei der "konkrete Tatbeitrag zu vage" gewesen, um ihn ins österreichische System zu übernehmen, sagte die Sprecherin des Justizministeriums Dagmar Albegger am Dienstag.

Vorwurf

Die Türkei wirft E. vor, an einem Terroranschlag der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) auf eine Bankfiliale in Ankara 1995 beteiligt gewesen zu sein. Außerdem soll er sich 1994 am Wurf von Molotowcocktails gegen eine Hochschule in Ankara und an illegalen Plakatierungsaktionen beteiligt haben. "Jetzt warten wir noch auf Dokumente, um ein klares Bild der Situation zu haben", erklärt der Polizeichef von Venedig, Angelo Sanna.

Die linksradikale DHKP-C nahm kürzlich in Istanbul einen Staatsanwalt als Geisel. Er und die Geiselnehmer kamen dabei ums Leben.