Chronik/Österreich

Terrorabwehr: Das große Aufrüsten

"Vor ein paar Jahren gab es nicht einmal Geld für neue Schutzwesten. Heute sind wir im Hoch und bekommen die modernste Ausrüstung", fasst es ein hochrangiger Mann der "Cobra" zusammen. Ab Herbst wird die Eliteeinheit, die derzeit rund 700 Mann umfasst, um bis zu 140 Polizisten aufgestockt, die Zentrale in Wiener Neustadt muss dafür ausgeweitet werden. So viele Anti-Terror-Einsatzkräfte hatte die Eliteeinheit bisher noch nie.

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Am Montag und Dienstag zeigt die "Cobra" bei einer internationalen Anti-Terror-Übung auf der Donau, warum sie von internationalen Experten wie Rolf Tophoven zuletzt im Samstag-KURIER so hoch gelobt wird. Vor den Augen zahlreicher Schaulustiger und Journalisten überwältigten die Elite-Polizisten am Montag Vormittag auf dem 134 Meter langen Donau-Kreuzfahrtschiff "Viking Freya" als Terroristen verkleidete Kollegen. Gemeinsam mit bayrischen, slowenischen, slowakischen und ungarischen Beamten wurden die Kidnapper besiegt. Dann zeigten die Fallschirmspringer der "Cobra", dass sie trotz schlechter Windverhältnisse auf einem sprichwörtlichen Bierdeckel landen können. Nicht nur Einsatzleiter Hannes Gulnbrein zeigte sich hochzufrieden.

Mögliches Ziel

Auch wenn die Idee zu der Übung von der Reederei ausging, glaubt man bei der "Cobra" durchaus, dass ein Kreuzfahrtschiff eines von vielen derzeit möglichen Zielen von Terroristen sein kann. Hinter vorgehaltener Hand wird von bestens organisierten Gegnern gesprochen. Bei Terrorverdächtigen in Österreich wurden Pläne gefunden, wie auf bestimmte Einsatztaktiken der Polizei reagiert werden kann. Doch bisher waren die Beamten den Terrorverdächtigen immer einen Schritt voraus.

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Damit dies so bleibt, übergab Innenminister Wolfgang Sobotka der "Cobra" zwei nagelneue gepanzerte (blaue) Survivor-II-Fahrzeuge. Sie ersetzen den in Tarnfarbe gehaltenen Prototypen, der durch die Belagerung des Wiener Hells-Angels-Charters berühmt wurde. Mit diesen bis zu 18 Tonnen schweren Fahrzeugen können zehn Mann selbst unter schwerem Beschuss und sogar über ein Minenfeld an den Einsatzort gebracht werden. Doch dies ist erst der Beginn, weitere Fahrzeuge dieser Bauart sollen noch folgen und strategisch über ganz Österreich verteilt werden.

Rund 90 Millionen Euro wurden und werden derzeit in ein Anti-Terror-Paket gesteckt. In den kommenden Wochen bekommen die heimischen Polizisten 4000 neue, leichte Einsatzhelme. Auch ein Sturmgewehr soll in jeder Funkstreife Platz finden. Für die Exekutive ändern sich damit auch die taktischen Vorgaben – statt die erste Welle zur Beruhigung und Sicherung der Lage zu verwenden, sollen nun bereits kampfbereite Polizisten am Ort des Geschehens sein. Mit (bereits ausgelieferten) Schutzwesten, den neuen Helmen und Sturmgewehren statt einer Glock-Pistole.

Auf der Liste der Terrobekämpfer ganz oben steht damit nur noch der Zugriff auf die Kameras von staatsnahen Betrieben wie ÖBB, Asfinag oder Wiener Linien. Allein hier hätte man mehr als zehntausend zusätzliche Augen, wie Bernhard Treibenreif, zuständiger Chef der Sondereinheiten im Innenministerium, nicht müde wird zu betonen.

Mittelfristig werden die Kosten des Anti-Terror-Kampfes wohl die Milliarden-Euro-Grenze sprengen. Denn neben den technischen Maßnahmen wird auch personell kräftig ausgebaut. Zu den an die 140 neuen Cobra-Männern kommen außerdem noch 150 zusätzliche Verfassungsschützer.

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