Chronik/Österreich

Tauziehen um das Lithium-Werk: Nachbarn als Konkurrenten

 400 Millionen Euro werden in einer ersten Phase beim Lithium-Abbau auf der Koralpe investiert, 1400 Arbeitsplätze könnten in der Mine, im Lithiumwerk, in einer Batteriefabrik und in weiteren Unternehmen geschaffen werden; die Namen Porsche, BMW, Bosch, Siemens, BASF, Continental geistern durchs Lavanttal – und doch wurde bisher nur St. Paul als möglicher Hort der Firmenansiedlungen genannt. Mit den Nachbargemeinden Wolfsberg und St. Andrä haben sich jetzt Konkurrenten in Stellung gebracht.

Vor wenigen Tagen fand, organisiert von Raumordnungs-Landesrat Daniel Fellner, ein runder Tisch mit sämtlichen Bürgermeistern des Lavanttals statt. „Alle werden von der möglichen Ansiedelung der Firma European Lithium profitieren, ein interkommunaler Vertrag wird aufgesetzt“, betont Fellner. Frantschach, Wolfsberg, St. Andrä, St. Georgen, St. Paul und Lavamünd sollen sich Kosten für die Infrastruktur ebenso teilen wie Einnahmen über die Kommunalsteuer. Und doch wollen drei das größte Kuchenstück: das Veredelungswerk.

„Wir haben European Lithium schon vor drei Jahren mögliche Flächen angeboten“, sagt Hans-Peter Schlagholz, Bürgermeister von Wolfsberg. Ein 3,5 Hektar großes Grundstück stehe bereit. „Der Eigner will verkaufen und die Fläche liegt ideal, direkt neben der A2-Abfahrt Wolfsberg Süd“, wirbt Schlagholz.

Peter Stauber hat in St. Andrä seine Hausaufgaben gemacht. „Wenn das Unternehmen bei uns anklopft, werden wir ,Ja’ sagen. Am ehemaligen ÖDK-Gelände bieten wir ein 15 Hektar großes Areal“, erklärt Stauber.

Hermann Primus, Bürgermeister von St. Paul, sieht seine Gemeinde indes weiter in der Favoritenstellung. „Bei uns stoppt ab 2025 die Koralmbahn, wir offerieren eine 20-kV, eine 110-kV- und eine 380-kV-Leitung sowie die 30-Hektar-Fläche des Benediktinerstifts zur Fabriksansiedelung“, sieht Primus die Voraussetzungen in St. Paul am besten erfüllt.

Entscheidung 2018

Der Ball liegt bei European Lithium. „Die Causa ist nicht entschieden. Wir wählen jenen Standort, der uns am wirtschaftlichsten erscheint. Es wird eher Kärnten als die Steiermark, weil die Bedeutung des Projekts erkannt wurde, die Gemeinden sich reindenken“, sagt Stefan Müller, Non-Executive Director von European Lithium. Die Entscheidung werde wohl noch heuer fallen.

Rasche UVP

Auch wenn das Unternehmen bereits 2021 mit dem Abbau des Lithiums beginnen will, drängt offenbar nicht die Zeit. Der Bergbau wird durch die zuständige Montanbehörde genehmigt, nur die Anlage für die Weiterverarbeitung des Materials zu Lithiumhydroxid ist UVP-pflichtig. Landeshauptmann Peter Kaiser (wie alle bisher genannten Politiker der SPÖ zugehörig) hatte bei der Präsentation der Pläne durch European Lithium am 19. Juni in Klagenfurt betont, das Land werde die Genehmigungsverfahren so rasch wie möglich abwickeln. „Die Zeiten, als der Bergbau dreckig, korrupt und gefährlich war, sind vorbei. Wir holen das Lithium mit hochmodernen Mitteln und ohne negative Umwelteinflüsse aus dem Berg“, betont Müller.