Chronik/Österreich

Südtirol plant jetzt ein Auffanglager am Brenner

Es ist das dritte Mal, dass Abdullah die Zugfahrt von Italien nach Deutschland antritt. Auch dieses Mal endet die Fahrt für den jungen Syrer in Innsbruck. Er ist einer von Dutzenden Flüchtlingen, den österreichische Polizisten kurz nach der Grenze am Brenner aufgreifen und wieder nach Italien zurückschicken.

Allein in dieser Woche wurden 47 Personen auf dem Weg in die Alpenrepublik abgefangen. Die meisten Flüchtlinge stammen aus Eritrea, Somalia und Syrien und wollen weiter nach Deutschland, Niederlande, Schweden, Norwegen.

Italien ist mit der Rückkehrwelle aufgrund massiver Flüchtlingsaufgriffe in Österreich überfordert. Die italienische Polizeigewerkschaft Coisp klagt über einen "Migrationsnotstand" am Brenner. Pro Woche würden mehr als 200 Flüchtlinge von den österreichischen Behörden in Bussen nach Italien zurückgeschickt. "Dies darf nicht allein die Polizisten am Brenner belasten", betonte ein Coisp-Sprecher.

Die Südtiroler Landesregierung plant ein Auffanglager am Grenzübergang einzurichten. "Das Phänomen der Migration wird noch lange dauern. Südtirol ist keine vom Rest der Welt abgegrenzte Insel der Seligen. Es muss Verantwortung übernehmen", sagte Landesrätin Martha Stocker diese Woche.

"In der Versorgungsstelle am Brenner geht es darum, die wichtigsten Notwendigkeiten abdecken zu können und Flüchtlingen die Gelegenheit zu bieten, sich zu waschen, zu schlafen, zu essen und sich dank eines Übersetzungsdienstes verständlich zu machen", so Stocker.

Seit Jahresbeginn wurden in Südtirol rund 750 Flüchtlinge untergebracht. 80 Prozent davon halten sich nur wenige Tage in der Region auf, bevor sie versuchen nach Nordeuropa weiterzureisen. "Wir müssen eine gemeinsame Strategie finden, nachdem Österreich die Grenzen dicht macht, wozu es aus rechtlicher Sicht seine Gründe hat", sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher.