Chronik/Österreich

Senioren im Visier von Online-Abzockern

Die Kreativität, mit der Internet-Nutzer um ihr Erspartes gebracht werden, ist schier grenzenlos. Ein Salzburger Anbieter dürfte es vor allem auf die ältere Generation abgesehen haben. Jetzt wurde der Staatsanwalt eingeschaltet.

Mit kostenpflichtigen Seniorenausweisen wird seit Jahren auf der Internetseite www.pensionistenausweis.at versucht, Geld zu machen. Die Ausweise im Scheckkartenformat werden um 29 Euro angeboten. Dazu der Hinweis, dass „zahlreiche Freizeit- und Kultureinrichtungen Vergünstigungen für ältere Menschen“ anbieten. Nur: Die Ausweise dürften vollkommen wertlos sein.

Tatsächlich bieten die meisten Institutionen ihre Vergünstigungen ohnedies für gewisse Altersschichten an. Ein beliebiger Lichtbildausweis, der das Alter bestätigt, genügt meist. Ein eigener „Pensionistenausweis“ ist nicht notwendig, schon gar keiner, der Geld kostet.

Kostenlose Seniorenausweise werden in Österreich seit 2013 von den Pensionskassen verschickt. Davor gab es keine einheitliche Regelung für Pensionistenausweise. Diesen Umstand machte sich der Salzburger Internet-Unternehmer zunutze.

Der Linzer FP-Nationalrat Werner Neubauer stellte parlamentarische Anfragen an das Sozial-, Innen- und Justizministerium, um zu erfahren, wie dagegen vorgegangen werde. Das ernüchternde Ergebnis: gar nicht.

Die Aufregung um besagten Anbieter komme „in Wellen“, sagt Susanne Walpitscheker, stellvertretende Generalsekretärin des Seniorenbundes. „Eine Zeit lang, haben die auch unsere Logos verwendet, dagegen sind wir anwaltlich vorgegangen.“ Das Geschäft mit den ominösen Pensionistenausweisen verfolge sie bereits seit 2009. Der Seniorenbund informiere seine Mitglieder regelmäßig über die Internet-Falle. „Was soll man sonst machen? Grundsätzlich ist es nicht verboten, so einen Ausweis anzubieten.“

„Betrug“

Da ist FP-Politiker Neubauer anderer Ansicht. Die amtliche Anmutung des Ausweises treibt ihm die Zornesröte ins Gesicht. „Pensionisten wird hier weisgemacht, dass sie nur mit diesem Ausweis Rabatte bekommen. Und das ist Betrug.“ Deshalb hat er den Betreiber der Internetseite bei der Staatsanwaltschaft Salzburg angezeigt. „Es kann nicht sein, dass hier Leute verarscht werden, und niemand was dagegen tut.“

Bisher spielte der Anbieter Katz und Maus, baut seinen Online-Auftritt immer wieder um. Vor wenigen Monaten waren noch konkrete Firmen angeführt, die Inhabern seiner Karte Rabatte gewähren sollten. Die stichprobenartige Überprüfung einiger Firmen zeigte, dass sie von ihrer Listung auf der Homepage nichts wussten und teilweise auch gar keine Rabatte für Senioren gewährten. Die Liste der Firmen ist inzwischen verschwunden. Bis vor wenigen Tagen wurde preismäßig noch zwischen österreichischem (24 Euro) und EU-Pensionistenausweis (29 Euro) unterschieden. Das österreichische Angebot ist plötzlich weg.

Der Staatsanwalt muss auch klären, ob der Anbieter die unrechtmäßige Nutzung von Senioren-Rabatten erleichterte. Einen Beweis, dass man tatsächlich Pensionist ist, mussten Antragsteller nämlich nicht erbringen.