Chronik/Österreich

Seit 26 Jahren auf der Jagd nach den Brandstiftern

"Jede Geschichte bei uns fängt einmal mit Dreck an", schildert Armin Ortner, Leiter der Brandermittler im Wiener Landeskriminalamt. "Man ist kein Columbo, der sich nie die Hände schmutzig macht." Zur Arbeitskleidung der 18 Mann starken Truppe gehören Helm, Atemschutz und Taschenlampe.

Ortner ist seit 26 Jahren bei allen größeren Bränden in der Bundeshauptstadt bei der Aufklärung dabei – das Feuer in der Hofburg, die explodierten Häuser auf der Mariahilfer Straße oder die Brandstiftungen der Neonazibande "Objekt 21". "Es gibt eigentlich kein Motiv, das es nicht gibt", sagt Ortner. Vor einigen Jahren wurden in Wien-Leopoldstadt etwa serienweise Keller angezündet, weil ein Drogensüchtiger keine Fahrräder als Beute fand und so seinem Ärger am Tatort Luft machte.

Von außen nach innen

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So schnell wie im Fernsehen gehen die Ermittlungen nicht. "Wir müssen uns von außen nach innen zur Ursache vorarbeiten und dürfen dabei nichts übersehen", erklärt Ortner. Im Fall der tödlichen Explosion in der Hernalser Hauptstraße, die derzeit vor Gericht verhandelt wird, dauerte es einen vollen Monat, bis ein Ergebnis erzielt wurde. Selbst bis erste Ansätze da sind, können Tage vergehen. Bei großen Fällen wie etwa der Gasexplosion in Baumgarten dauert dies naturgemäß länger. "Da benötigt man auch meist externe Gutachter", sagt Ortner.

Die Ermittler stehen bei den gröberen Fällen oft unter ständigem (auch medialem) Druck. 2008 etwa wurde nach einem Brand in Berlin die Tochter des Wohnungseigentümers wegen Mordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. Bei der Berufung und bei weiteren Untersuchungen bemerkte man, dass dies nicht stimmte. So etwas darf eigentlich nicht passieren. In Wien werden deshalb oft auch Polizeihunde beigezogen, um Brandbeschleuniger zu suchen. "Wo sie anschlagen, graben wir dann. Die Flüssigkeiten sind ja meist unter dem Schutt."

16 Menschen starben heuer in Wien durch Brände, das liegt im langjährigen Durchschnitt von 15 bis 20 Opfern pro Jahr. Rund drei Viertel der Toten hatten Alkohol konsumiert und sind dann beim Rauchen oder Kochen eingeschlafen. Die meisten sterben aber nicht an den Flammen, sondern an den Rauchgasen – diese seien das gefährlichste.

"Rauch ist sehr tückisch, nach fünf, sechs Atemzügen fällt man schon um", erklärt Ortner. Im Falle eines Brandes sollten Bewohner deshalb ihr Domizil nicht verlassen: "Der sicherste Platz ist die eigene Wohnung." Vor zehn Jahren starben bei einem Brand in der Donaustadt eine 32-jährige Mutter und der 37-jährige Onkel, Vater und Baby wurden lebensgefährlich verletzt.

Keine Weihnachtskerze

Ortner, selbst Raucher, hat aus seiner Tätigkeit seine eigenen Schlüsse gezogen: "Auf meinem Weihnachtsbaum brennen keine Kerzen, sondern eine Lichterkette." Auch einen Rauchmelder hat er eingebaut, und als Verteilerstecker kauft er nur "die teuren, die sich abschalten, wenn etwas schief läuft". Er gibt zu, dass man in dem Job "ein bisschen paranoid" wird, aber das "vielseitige Geschäft der Brandermittlung" begeistert ihn nach wie vor: "Es ist weder vom Klientel noch von der Materie her fad."