Todesschüsse unter Polizisten: Postenkommandant starb
Kurz vor 8 Uhr fielen Schüsse im Ortszentrum von Trieben. „Ich hab’ an einen Banküberfall gedacht“, beschreibt eine Passantin, die vor dem abgesperrten Gebäude in der kleinen obersteirischen Stadtgemeinde steht. Darin ist eine Bank eingemietet, aber auch die Polizeiinspektion: Die Schüsse wurden Montagfrüh nicht in der Bankfiliale, sondern im Wachzimmer abgegeben. Ein Mann kam dabei ums Leben. Das Opfer: der Postenkommandant. Der mutmaßliche Schütze – einer seiner Untergebenen.
Über Hergang und Motiv kursierten am Montag mehr Mutmaßungen als Fakten, doch so viel bestätigte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark: Das Todesopfer sei ein 59-jähriger Polizeibeamter, der mutmaßliche Täter (46) ebenfalls ein Polizist. Die Schüsse, es waren zumindest zwei, wurden aus der Dienstwaffe des Jüngeren abgegeben.
Ein Notarztteam aus der nur wenige Hundert Meter entfernten Rotkreuz-Dienststelle versuchte noch, den 59-Jährigen – er leitete die Polizeiinspektion Trieben erst seit Oktober des Vorjahres – zu reanimieren, doch vergeblich: Der Beamte starb noch in der Polizeiinspektion an den Folgen seiner schweren Verletzungen.
Kein Widerstand
Der Verdächtige wurde ebenfalls in der Dienststelle festgenommen – von seinen eigenen Kollegen, er leistete keinerlei Widerstand. Neben dem Kommandanten und ihm waren auch noch zwei weitere Polizisten, eine Frau und ein Mann, in den Räumlichkeiten. Sie hatten erst um 7 Uhr früh den Dienst angetreten und bekamen am Montag psychologische Betreuung angeboten.
Der mutmaßliche Täter wurde zur Befragung in eine andere Polizeiinspektion des Bezirks Liezen gebracht; die weiteren Ermittlungen führt das Landeskriminalamt Salzburg. Die Übernahme der Erhebungen durch Kriminalisten eines anders Bundeslandes ist in solchen Fällen üblich, um den Anschein möglicher Befangenheit von Beginn an zu vermeiden.
Den Salzburger Beamten obliegt es auch, den Tatablauf zu rekonstruieren. Er stelle sich Montagnachmittag ersten Meldungen zufolge so dar: Der 59-Jährige soll seinen Kollegen bald nach Dienstantritt zu einer Unterredung gebeten haben, angeblich, um „Vorwürfe“ zu thematisieren. Um die Art dieser „Vorwürfe“ rankten sich bis Montagnachmittag Annahmen, es sei um den Verdacht des Amtsmissbrauchs gegangen, den der Vorgesetzte klären wollte
Zu diesen Vermutungen gab es jedoch von der Landespolizeidirektion keine Stellungnahme. Um 7.45 Uhr fielen schließlich die Schüsse, die der Verdächtige aus seiner eigenen Dienstwaffe, einer Glock 17, abgegeben haben soll: Ob direkt gezielt, oder als Schussabgabe infolge einer Rangelei, ist ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen.
In der Heimatgemeinde des Opfers – der 59-Jährige stammte aus Lassing – herrscht tiefe Betroffenheit. „Das tut uns natürlich alles sehr leid“, zeigte sich ÖVP-Bürgermeister Engelbert Schaunitzer bestürzt. Die Gemeinde werde alles tun, um die Familie des Opfers bestmöglich zu unterstützen: Der 59-Jährige hinterlässt eine Lebensgefährtin und drei Töchter.
Tiefe Betroffenheit
Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner sprachen den Angehörigen des Todesopfers ihr Beileid aus. „Dieser unfassbare Vorfall macht die gesamte Polizei, selbstverständlich aber insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiinspektion Trieben und der steirischen Polizei zutiefst betroffen“, ließ Karner in einer Stellungnahme wissen. „Das Landeskriminalamt Salzburg ist beauftragt, alle Hintergründe rasch, umfassend und akribisch aufzuklären.“