Chronik/Österreich

"Schelling Papers" an den Minister als Protestaktion

Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) bekommt seit 10. Mai täglich Post aus Schwaz in Tirol. Keine Fanbriefe, auch keine Drohungen, sondern "Schelling Papers", wie der Absender seine Briefe provokant nennt.

Damit reagieren Axel Krieger und seine Ehefrau Gabi auf die Registrierkassenpflicht – genauer gesagt auf die Belegerteilungspflicht. "Wir wollen mit den liegen gelassenen Kassabons nicht die Umwelt belasten. Herr Dr. Schelling wollte sie, daher folgen wir seinem Wunsch", meint das Betreiber-Ehepaar des privat geführten Zeiss-Planetariums in Schwaz.

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Nach wenigen Wochen ist die Geduld mit dem neu aufgerüsteten Kassensystem am Ende: "Unsere Kunden sind genervt. Sie lassen die Belege mit blöden Kommentaren einfach liegen", schildert Firmenchefin Gabi Krieger-Wolf im Gespräch mit dem KURIER. Es sei ärgerlich, dass wegen dieser "schwachsinnigen Gesetzgebung" täglich Berge an Sondermüll erzeugt werden, sagt sie. "Alleine wir haben an Regentagen rund 600 Besucher. Wenn pro Gast durch Ticketkauf, Shop und Café bis zu sechs oder sieben Belege anfallen, kann man sich vorstellen, wie viele Kassabons insgesamt ausgedruckt werden", rechnet Chef Axel Krieger vor und fragt: "Welche Unmengen sind es erst nach einem Fußballspiel mit mehr als 10.000 Besuchern?"

Lagerung

Besonders Schulklassen würden die Quittungen massenhaft liegen lassen. Da die Betreiber des Tiroler Planetariums das "nachweislich giftige Thermopapier", so Krieger-Wolf, nicht selbst entsorgen wollen, haben sie die Protestaktion "Schelling Papers" initiiert: "Wir schicken die liegen gelassenen Bons täglich in einem Brief an den Minister und setzen eine widmungsgemäße Lagerung dieser giftigen Beweismittel voraus", sagt Krieger und erklärt: "Mit den gekauften Briefmarken unterstützen wir noch dazu unsere Post."

Gleichzeitig wollen sie auf ihrer Facebook-Seite unter "Schelling Papers" andere Firmen und Privatpersonen animieren, das Gleiche zu tun: "Je mehr Belege an das Ministerium geschickt werden, umso eher bringen wir die Verantwortlichen zum Handeln", sagt das Ehepaar, das auf Nachahmer hofft.

Sieben Jahre im Archiv

Im Impressum haben die beiden eigens einen Musterbrief zum Herunterladen online gestellt, damit Gleichgesinnte mit wenig Aufwand Post an den Finanzminister absenden können: "Wir haben unsere Facebook-Seite erst seit einer Woche und schon viele positive Rückmeldungen erhalten", freuen sich Axel und Gabi Krieger, die keine Angst vor einer möglichen Steuerprüfung haben.

Der KURIER hat recherchiert, wie das Finanzministerium mit dieser speziellen Post umgeht: Seit Einführung der Registrierkassenpflicht seien insgesamt erst fünf Schuhkartons voller Belege – größtenteils von Trafikanten – eingelangt. "Was die Aufbewahrung betrifft, kommt, wie bei allen Poststücken, die allgemeine Kanzlei- und Archivierungsverordnung zur Anwendung. Die besagt, dass nicht eingescannte Poststücke sieben Jahre aufzubewahren sind", erklärt ein Sprecher des Ministeriums dem KURIER.