Chronik/Österreich

Rezept der Woche: Rassistisches Curry und ein eingeschnittener Phallus

Eigentlich, sagte sich Ihr Kolumnist im Stillen, hätten Sie sich an dieser Stelle mal etwas ganz und gar Außergewöhnliches verdient. Ein wildes, mutiges Rezept. Und weil es sich zutrug, dass er diese Woche urlaubend am Attersee weilt, wollte er die freie Zeit für kulinarische Recherchen nutzen.

Im Supermarkt fand er die Zeit, also jenes Qualitätsblatt, das man immer nur kauft, nie liest und sich dann ein wenig dafür geniert. (Fürs nicht Lesen, nicht fürs Kaufen.) Die dortige Kulinarik-Kollegin jedenfalls empfahl diese Woche einen Pfirsichsalat mit Zwiebel und Koriandergrün. Ihr Kolumnist hat rasch weitergeblättert. Wir wollten außergewöhnlich sein, nicht absurd.

In der Bild, die gleich neben der Zeit lag, wird derzeit über den Begriff Curry debattiert. Dieser sei einer amerikanisch-indischen Bloggerin zufolge rassistisch, empört man sich. Die Empörung galt nicht dem Rassismus, sondern der Bloggerin. Da machen wir nicht mit.

Die Curry-Debatte ist sinnbefreit und hilft einzig ein paar Reaktionären dabei, andere, weit sinnvollere Rassismus-Debatten zu diskreditieren. („Jetzt darf man nicht mal mehr Curry sagen!“ Doch, darf man. Man darf auch Mohr im Hemd sagen. Vielleicht ist man dann aber auch einfach dumm.)

Im Freibad gab es Burger. Leider schrieb die britische Daily Mail zugleich über eine Frau, die sich beim gierigen Biss in einen ebensolchen den Kiefer ausrenkte, fünf Mal operiert werden musste und nun zwölf Schrauben im Gesicht trägt. Ihr Leben sei zerstört, wurde sie zitiert. Das wollen wir nicht.

Beim Wirten orderte Ihr Kolumnist einen Grillteller samt Wurst, die – das ist verpflichtend – an den Enden kreuzweise eingeschnitten war. Der Fachterminus, ergaben weitere Recherchen, lautet Narrenwurst.

Vielleicht geht er auf die Narrenkappe zurück. Vielleicht aber auf den namensgleichen, mit Rosshaar gefüllten, länglichen Lederbeutel, den Narren im Mittelalter mit sich führten. Er war ein Phallussymbol und brandmarkte Sünder, die den fleischlichen Genüssen verfallen waren.

Was lernen wir aus alldem? Allzu viel Recherche macht sich nicht immer belohnt. Ein Glück, dass der Urlaub morgen endet.