Red Bull von Erpressern bedroht
Von Niki Nussbaumer
Es war am 27. Februar, als beim KURIER ein Mail mit dem Betreff „Warnung vor Red Bull Einzelverkauf“ einging. Darin hieß es: Seit mehr als vier Wochen akzeptiert Red Bull die Kontamination mit fäkalen Krankheitserregern sowie Hepatitis A(...). Wir haben bereits mehrere Red Bull-Dosenverschlüsse kontaminiert, die sich beim Öffnen mit dem Getränk von selbst eintauchen bzw. verbinden. Red Bull ignoriert das. Das Schreiben endete mit: Die besagten Dosen werden höchstwahrscheinlich in den nächsten zwei Tagen gekauft und konsumiert werden.
Erste KURIER-Recherchen ergaben: An dem Mail ist etwas Wahres dran. Red Bull wird tatsächlich erpresst. Namentlich wurden Supermarkt-Filialen in Salzburg und Wien genannt. Auf Ersuchen der Polizei entschloss sich der KURIER, darüber nicht zu berichten, weil dies den „Fahndungserfolg gefährden könne“, wie die Polizei betonte. Nun hat der österreichische Getränkehersteller Red Bull am Donnerstag selbst einen ungewöhnlichen Schritt gesetzt. Das Unternehmen ließ offiziell verlautbaren, dass seit Wochen ein Unbekannter versuche, Red Bull zu erpressen. Es sei damit gedroht worden, Dosen mit Fäkalkeimen zu verunreinigen, sofern nicht eine geforderte Geldsumme bezahlt werde.
„ Nachdem dieser rein kriminell motivierte Erpressungsversuch nicht nur Red Bull betrifft, sondern indirekt jederzeit alle anderen Lebensmittel im Handel betreffen kann, haben wir uns entschlossen – aber auch aus prinzipiellen Gründen – dass sich das Unternehmen nicht als erpressbar erweisen darf“, sagte ein Unternehmenssprecher.
In den von „den Kriminellen genannten Geschäften, in denen angeblich kontaminierte Ware im Regal platziert wurde“, hätten sofortige Kontrollen und Analysen zu keinerlei Beanstandungen geführt, ließ Red Bull weiters wissen. Laut Staatsanwaltschaft handle es sich also um eine „bösartige Drohung“, die bisher nicht in die Tat umgesetzt wurde.
„Um Spekulationen vorzubeugen haben wir uns entschlossen, den Schritt an die Öffentlichkeit selbst zu machen um das größte Druckmittel, nämlich das der medialen Bekanntmachung, gegenstandslos und zunichte zu machen“, hieß es weiters. Red Bull kooperiere in diesem Fall mit Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft.
„Kein Verdacht“
Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ist diesbezüglich seit 1. März ein Verfahren anhängig, ermittelt wird gegen unbekannte Täter. „Bisher gibt es keinen Verdacht gegen eine bestimmte Person“, sagte Staatsanwalt Marcus Neher dem KURIER. Die Erpresser sollen die Geldforderungen per E-Mail erhoben haben. Über die Höhe der verlangten Summe machte er keine Angaben.
Die Idee für taurinhaltige Getränke stammt aus Japan, wo sie nach dem Zweiten Weltkrieg japanischen Piloten zur Steigerung der Leistung verabreicht wurde. Aus Thailand importierte später der Erfinder von Red Bull, der Steirer Dietrich Mateschitz, die Idee nach Europa. 1984 gründete Mateschitz Red Bull, 1987 führt er das Getränk am österreichischen Markt ein.
Mittlerweile ist das Getränk in mehr als 160 Ländern weltweit erhältlich.
Gründer und Unternehmenschef Dietrich Mateschitz (68) hält 49 Prozent der Anteile am Energy-Drink-Hersteller. Firmensitz ist Fuschl am See bei Salzburg. Im Jahr 2011 verkaufte Red Bull 4,631 Milliarden Dosen, der Umsatz lag bei 4,253 Milliarden Euro. Mit einem Markenwert von13,929 Milliarden Euro ist Red Bull die wertvollste Marke des Landes – weltweit liegt man auf Platz 61. Das Unternehmen, das längst auch zum Medienimperium geworden ist, ist für geschicktes Marketing bekannt und tritt als Sponsor vieler Extremsportarten auf. So brachte etwa der Stratosphären-Sprung von Felix Baumgartner seinem Sponsor Red Bull eine unbezahlbare Werbewirkung. Erfolgreich ist auch das Engagement im Motorsport: Das Formel 1-Team „Red Bull Racing“ holte von 2010 bis 2012 die Konstrukteursweltmeisterschaft. Daneben sponsert Red Bull Fußballvereine von Salzburg bis Ghana.