Chronik/Österreich

Rauchverbot: "Halten nichts von einer Verbotskultur"

Der genüssliche, baulich überdachte Zug an der Zigarette ist mit heute, Sonntag, nur noch exakt 165 Tage lang erlaubt. Überdacht wird aber seit Kurzem auch die Wiederabschaffung dieser Gesetzesänderung aus 2015. In der möglichen neuen Koalition sind – ganz passend – vor allem die Vertreter der FPÖ dafür, den blauen Dunst weiterhin in Lokalen zu halten. Gastronomen sind geteilter Meinung, tendieren aber eher in Richtung FPÖ-Vorschlag.

Eine Gruppe, die in der neu ausgebrochenen Debatte zu unrecht unterrepräsentiert ist, ist jene, die mit Zigaretten ihr Geld verdient. Die Trafikanten sind zwar nicht direkt vom Verbot in der Gastronomie betroffen, dennoch spielen sie wohl die wichtigste Rolle beim Thema Rauchen.

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Keine Angst

Für den Vize-Obmann der Wirtschaftskammer für Trafikanten, Andreas Schiefer, ist die derzeitige Lösung, die beste – also Lokale mit Raucher- und Nichtraucherbereichen. "Genuss muss möglich sein. Wir halten einfach nichts von einer Verbotskultur, denn gewisse Entscheidungen sollten vernünftige Erwachsene selbst treffen dürfen", sagt Schiefer.

Angst vor großen Einbußen hat der Trafikanten-Obmann aber nicht. Die Erfahrungen aus anderen Ländern hätten gezeigt, dass die Menschen weiterhin rauchen, aber eben nicht in Lokalen: "In Großbritannien ist der Alkoholkonsum nach Inkrafttreten des Rauchverbots gestiegen. Das hört sich zunächst komisch an, hat aber einen einfachen Grund. Anstatt sich im Lokal um vier Pfund ein Bier zu kaufen, sind die Menschen in den Supermarkt gegangen und haben sich um den gleichen Betrag vier Bier gekauft. Zusammengesetzt haben sie sich dann eben irgendwo privat, wo man noch rauchen durfte", erklärt Schiefer.

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Das Datum der Einführung hält der Experte für ein geschicktes Manöver der Befürworter des Gesetzes. Im Mai wird es langsam warm und die Menschen können in den Gastgärten sitzen und weiter rauchen. Wie unangenehm das Verbot für Raucher wirklich ist, wird sich laut Schiefer erst im Winter zeigen.Cannabis als Hoffnung In einer betriebswirtschaftlichen Eiszeit verorten sich auch viele Trafikanten. Michael Franek betreibt seine Trafik in Ottakring seit elf Jahren. Er habe zwar keine Angst, dass er zusperren muss. Dass sein Geschäft aber nach seiner Pensionierung weiterbetrieben werden kann, bezweifelt er – und das obwohl er als Post- und DHL-Partner tätig ist und sein Angebot auch auf E-Zigaretten ausgeweitet hat: "Der Verkauf von Zigaretten und Tabak macht bei uns 75 bis 80 Prozent des Umsatzes aus. Die Tabaksteuer liegt aber bei 80 Prozent, uns Trafikanten bleibt also nicht viel über", sagt Franek.

Die Stückumsätze bei Tabakwaren seien über die letzten Jahre um rund zwei Prozent jährlich zurückgegangen, bei Zeitschriften und Glücksspiel sind es fünf bis zehn Prozent. Kritik übt der Trafikant auch an der Monopolverwaltung. Der Verkauf von Fidget Spinnern (kleine Handkreisel, die zurzeit im Trend liegen) ist von dieser Seite beispielsweise untersagt worden.

Auf die Frage, was Franek als Hoffnung für die Zukunft der Trafikanten sieht, kommt eine schnelle Antwort: "Ich hoffe auf Cannabis. Wenn das legalisiert werden würde, wären Trafiken der ideale Verkaufsort. Es gibt bei uns schon alle notwendigen Kontrollen und Jugendschutzauflagen und die Trafiken hätten eine Perspektive für die Zukunft."