"Oliver ist stark auf mich fixiert"
Das unglaubliche Gedränge von Medienvertretern irritiert Thomas Sörensen nicht. Lächelnd betritt der 41-jährige Däne Dienstag das Straflandesgericht in Graz. Die Vorwürfe der schweren Nötigung und der Freiheitsentziehung wischt er selbstbewusst weg: "Ich bekenne mich nicht schuldig." Seinen fünfjährigen Sohn Oliver hat er am 3. April 2012 vor dessen Kindergarten in Graz an sich gerissen und nach Dänemark gebracht. Das sei sein Recht, behauptet er in ziemlich arrogantem Ton. "Ich habe die alleinige Obsorge in Dänemark." Staatsanwältin Gertraud Pichler aber hält ihm "Selbstjustiz" vor.
Sörensen wälzt das Kernproblem im Streit um Oliver auf Kindesmutter Marion Weilharter ab. Als sie 2010 von Dänemark weggezogen sei, hätte sie ihm das sechs Wochen vorher mitteilen müssen. Seine Anwältin Barbara Prasthofer überreicht Richter Günter Sprinzel das Urteil des Amtsgerichts Helsingör. "Die Missachtung dieser Bestimmung wird angeführt und deshalb wurde dem Rückholungsantrag der Mutter nicht stattgegeben."
"Oliver ist fröhlich"
Wer war der zweite Mann bei der Aktion vor dem Kindergarten? Der Angeklagte deckt seinen Komplizen. "Wie hat Oliver reagiert?" – "Er hat sich gefreut, mich zu sehen." Der Richter hält die Aussage einer unbeteiligten Zeugin vor, die ein Kind und später eine Frau schreien gehört hat. "Die Mutter hat versucht, Oliver an sich zu reißen", sagt der Däne und will das somit entkräften.
Warum er die Obsorge der Mutter in Österreich ignoriert habe? "Oliver war immer stark auf mich fixiert. Ich bin die wichtigste Person." Es sei nun so das Beste für sein Kind. "Oliver ist sehr fröhlich und positiv." Der Richter hält ihm Videos und Fotos vor: Oliver in Dänemark, mit seiner Mutter über Skype telefonierend: "Da schaut er alles andere als fröhlich aus." Und Videos von seinem Leben in Graz: "Das friedlichste Kind." So bleibt das im Raum stehen.
"Geiselhaft"
Marion Weilharter wartet am Gang und ist ein weinendes Häufchen Elend, blass und dünn. "Oliver ist in Geiselhaft." Sie wird erst Mittwoch gehört. Denn der Richter vertagt, sein Zeitmanagement ist offenbar suboptimal.
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