Chronik/Österreich

Österreich: 50 Computer von FBI gehackt

Die internationale "Operation Pacifier" (Friedensstifter) dürfte nachträglich ihrem Namen nicht gerecht werden. Ganz im Gegenteil, sie könnte bald für diplomatische Verstimmungen sorgen. Denn bei dieser Aktion soll das FBI 50 österreichische Computer mit einer Schadsoftware infiziert haben, um deren exakten Standort auszuforschen, berichtet das renommierte US-Magazin Vice. Das wäre illegal.

Im Dark Web

Bekannt ist, dass das FBI 2015 eine italienische Kinderpornoseite im Darkweb entdeckt und eine kurze Zeit lang danach selbst übernommen hat, um tausende Kunden zu enttarnen. Seither laufen und liefen dazu zahlreiche Prozesse in Europa, Südamerika und den USA. Dabei stellte sich offenbar heraus, dass das FBI auf der italienischen Seite eine Schadsoftware installiert hatte, die sich Kunden vermutlich mit den Bildern zusammen heruntergeladen haben. So stießen Ermittler auf die Computeradressen (IP) der Kunden. Im Darkweb, der dunklen Seite des Internets, ist es tatsächlich sonst kaum möglich, die Besucher einer Seite auszuforschen.

Nach österreichischem Recht wäre so ein Vorgehen aus mehreren Gründen nicht möglich. 30 Anwälte in den USA haben sich nun verbündet und wollen der Sache auf den Grund gehen. In Washington gelang es einem Pflichtverteidiger sogar bereits, deswegen ein Verfahren zu gewinnen. Denn das FBI weigerte sich, Informationen zu der Hacker-Software kundzutun – obwohl dies sogar der Richter einforderte. Deswegen könnten zahlreiche Fälle in den USA bald neu aufgerollt werden, hofft das Anwaltskonsortium.

Bundeskriminalamt überrascht

In Österreich zeigt man sich im Bundeskriminalamt überrascht: "Wir haben die IP-Adressen in einem FBI-Bericht übermittelt bekommen. Das Ganze war sehr erfolgreich, jeder war ein Treffer", berichtet ein Ermittler dem KURIER. Bekannt sei gewesen, dass die US-Bundespolizei das "per Livestreaming" mitgespeichert habe, aber nicht welche Technik eingesetzt wurde: "Ich kann also nicht sagen, dass der Bericht nicht wahr ist." Details seien in dem Papier nicht bekannt gegeben worden.

Unklar ist, ob die 50 Fälle in Österreich alle bereits juristisch abgehandelt worden sind. In den USA hatten sehr viele der Verdächtigen rasch gestanden, weil sie natürlich auf die Seite zugegriffen hatten. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass die Daten vom FBI illegal ermittelt worden sind, könnte das auch Folgen für österreichische Fälle haben.