Chronik/Österreich

ÖBB überlegt Zugsverbot für Ruhestörer

"Nur vier Prozent der Bahnpassagiere fühlt sich unsicher", zitiert Verkehrsminister Jörg Leichtfried aus einer aktuellen IFES-Umfrage. "Dennoch wollen die Leute mehr sichtbare Ansprechpartner." Deshalb sei das ein Thema des neuen Sicherheitspakets, das das Verkehrsressort mit den ÖBB und der Gewerkschaft geschnürt hat.

Gewerkschafter Roman Hebenstreit meinte, dass es nicht weiter passieren dürfe, dass Menschen, die Schaffnern und Passagieren Gewalt antun oder ihnen drohen, am nächsten Tag wieder in den gleichen Zug steigen dürfen. Er "fordert einen Beförderungsausschluss für Ruhestörer". Das ist de facto ein Zugverbot für Gewalttäter und Rowdys.

"In Diskussion"

Bei den ÖBB bestätigt man gegenüber dem KURIER, dass dies "derzeit in Diskussion" ist. Bisher wurde diese Möglichkeit offenbar kaum genutzt. ÖBB-Chef Andreas Matthä betonte aber, dass es im Jahr 2016 bei Millionen von Fahrgästen gerade einmal 18 Übergriffe gab. Mehr bedroht sind offenbar Zugbegleiter, im Vorjahr wurden hier 164 Übergriffe registriert – eine traurige Rekordzahl. "Hier wäre das Geld besser investiert als in der einen oder anderen Stiftung eines Bundeslandes".

Die ÖBB wollen jedenfalls künftig wieder verstärkt Zugbegleiter einsetzen. Dabei sind die Bundesländer gefordert. Mit Vorarlberg gibt es dazu laut Matthä bereits eine Vereinbarung, die anderen sollen folgen. Aktuell gibt es 490 Securitys bei den ÖBB. Sie werden bis Ende 2018 um weitere 250 Mitarbeiter aufgestockt. Heuer sollen auch 130 zusätzliche Mitarbeiter für das Zugpersonal aufgenommen werden und teilweise in Zügen ohne reguläre Begleiter-Besatzung unterwegs sein. Bis Jahresende wollen die ÖBB die Kundeninformation um 40 Personen aufstocken.

Das Verkehrsministerium investiert 1,3 Millionen in weitere Baumaßnahmen, die ebenfalls die Sicherheit bei den Bahnhöfen erhöhen soll.

Eine der nunmehrigen Maßnahmen lautet: Beim Westbahnhof wird das WLAN eingeschränkt, um kein junges Publikum anzuziehen.