Chronik/Österreich

Obersteirer verlor ein Bein: Belastende Expertise

Ein Satzteil fällt im Bericht des Sachverständigen sofort auf: Schwerer organisatorischer Mangel.

Wegen dieses schweren organisatorischen Mangels könnte Armin Breitler nach einer Infektion sein rechtes Bein und sein Hüftgelenk verloren haben. So sieht es jedenfalls Anwalt Nikolaus Lehner: Der Wiener Jurist hielt die Ermittlungen der Justiz gegen das LKH Bruck und die steirische Krankenanstaltengesellschaft KAGES am Laufen, indem er den ersten Gutachter in dem Fall als befangen sah und ablehnte. Schließlich sitze der Experte auch in der Schlichtungsstelle des Spitalserhalters (der KURIER berichtete).

In seiner Expertise hatte der Professor von „schicksalhaftem Verlauf“ gesprochen: Weder „vorhersehbar“ noch „erkennbar“ sei es für die Ärzte des Spitals Bruck gewesen, dass sich im Fuß des 44-Jährigen Gasbrand entwickelte.

Das Justizministerium gab jedoch Lehners Rechtsschutzgesuch statt. Die Staatsanwaltschaft Leoben gab ein neues Gutachten in Auftrag und darin sieht die Einschätzung anders aus: Der Innsbrucker Sachverständige Paul Hengster spricht von Mängeln in der Übergabe des Patienten von einem diensthabenden Arzt zum nächsten, bestätigt Anwalt Lehner einen Bericht der Kleinen Zeitung. Zwei Mal sei Breitler trotz Schmerzen heim geschickt worden, ehe beim dritten Mal Blut abgenommen wurde: „Aber diese Probe wurde zwölf Stunden lang nicht untersucht.“ In Graz mussten Bein und Hüfte amputiert werden.

Die Staatsanwaltschaft Leoben ermittelt deshalb weiterhin gegen sechs Beschuldigte, Ärzte und die KAGES in Form der Verbandshaftung. Behörden-Leiter Walter Plöbst forderte noch ein Ergänzungsgutachten eines Radiologen an. Er will noch im Frühjahr über eine Anklage entscheiden.