Ladenhüter Wunschkennzeichen
Die Wunschkennzeichen werden langsam, aber sicher zu einem Auslaufmodell. Nur noch 18.173 Österreicher fahren mit einer der Nummerntafeln nach Wahl durch die Gegend.
In besseren Zeiten waren es fast doppelt so viele, insgesamt hatte mehr als eine halbe Million Fahrzeuge zumindest kurzfristig ein Wunschtaferl montiert gehabt. 1989 unter Verkehrsminister Rudolf Streicher eingeführt, wird das Wunschtaferl zum Ladenhüter. Den Höhepunkt gab es 2004, seither geht das Interesse stetig zurück.
Verteuerung
Experten sehen vor allem drei Gründe dafür: Die Verteuerung auf 228 Euro ist eine der Hauptursachen. Die Regierung suchte nach Einnahmemöglichkeiten und hoffte, dass alle nach Ablauf der 15-Jahres-Reservierungs-Frist im Jahr 2004 ihr Taferl verlängern würden. Doch das war ein Irrtum.
„Zu Beginn ging es außerdem darum, sich abzuheben von der Masse. Aber wenn man dann immer als OPA oder MAUSI bezeichnet wird, ist das ein wenig eine Verarsche“, sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. „Und ein weiterer Grund ist, dass die Lenker nicht so genau wissen, was mit ihrem eingezahlten Geld tatsächlich passiert“ (siehe Zusatzbericht).
Im Oktober wird das Wunschkennzeichen 24 Jahre alt, Grund zum Feiern gibt es keinen. In dieser Zeit gab es lustige, tragische und aufsehenerregende Vorfälle rund um die Wunschkennzeichen. Die besten Geschichten im Überblick:
HO-KORL 1 brachte kein Glück. Der Besitzer dieses Taferls überfiel 2011 eine Bank in Gars am Kamp. Eine Joggerin merkte sich das markante Taferl auf dem Fluchtfahrzeug. Der Fahrer wurde nur deshalb ausgeforscht. Er war im Hauptberuf Chauffeur eines Ministers.
W-MOSE 1hatte ein Wiener und malte sich anschließend Ö-Striche selbst dazu. Er wurde erwischt und wegen Urkundenfälschung angezeigt.
TOD 1 hatte ein 18-jähriger Steirer auf seinem Auto. Besonders tragisch: Er starb wenig später bei einem tödlichen Verkehrsunfall.
VB-BIER 1 erfreute eine oberösterreichische Wirtin nur kurze Zeit. Scherzbolde stahlen das Taferl, es musste daraufhin amtlich gesperrt werden. Auch der Tiroler Alois K. wurde mit seinem AL-KI 1 nicht glücklich, das Kennzeichen tauchte mehrfach in Zeitungen auf, wenn Karikaturen zu Alkolenkern gezeichnet wurden. Er beklagte sich darüber – bei einer anderen Zeitung.
S-HANF 1 hatte ein Salzburger Szenewirt, der legale Hanfprodukte verkochte. Die Folge waren allerdings verstärkte Kontrollen durch die Polizei.
AMEN 1 ist vor allem unter Priestern beliebt. Ein Salzburger Pfarrer gab sein Wunsch-Taferl aber gleich wieder zurück, als er bemerkte, dass er S-AMEN 1 bekommen hatte.
W-NSDAP 1 wollte ein Wiener beantragen, weil das angeblich die Vornamen seiner besten Freunde waren. Symbole wie KZ oder SS sind eigentlich verboten, rutschten aber mehrfach durch, SS 1 etwa in Villach. Eine Steirerin, die tatsächlich die Initialen K.Z. hatte und 1988 geboren wurde, bekam sogar KZ 88 genehmigt. Verschärft wurde dies dadurch, dass 88 in der rechtsradikalen Szene als Symbol für „Heil Hitler“ verwendet wird. Als eine Zeitung darüber berichtete, gab sie die Tafel freiwillig zurück. Lange Zeit in Wien fuhr aber W-EHRM 8 durch die Gegend. Denn die Behörde kann nur Nazisymbole nach dem Stadtkürzel verbieten und EHRM fiel eben nicht darunter. NAZI 1, das ein Linzer namens Ignaz wegen seines Spitznamens wollte, wurde nicht genehmigt.
BN-LOVE 6 erfreute seinen Besitzer nur kurz, nach zahlreichen Belästigungen brachte er sein Kennzeichen rasch wieder zurück.
ME-CLAN 1 bis ME-CLAN 9 hat die Großfamilie H. in Melk. Als die Clans ausgingen stiegen sie auf KLAN um, Nummer 5 wurde bereits 2009 erreicht.
SAU 1 wurde in vielen BHs abgelehnt, nur in Feldkirchen war man tolerant. Dafür wurde in Klagenfurt FURZ 1 als obszön abgelehnt.