Chronik/Österreich

Kritik an Salzburger Festspielen

Die Salzburger Festspiele stehen wieder einmal in der Kritik. Diesmal geht es um eine bundesweite Ausschreibung für den Druck und die Lieferung der Abendprogramme der Opern-, Schauspiel- und Konzertproduktionen im Festspielsommer 2013. Das Vergabeverfahren wurde in der Vorwoche publik. Das Auftragsvolumen dürfte mehrere Hunderttausend Euro betragen – für Druckereien daher ausgesprochen attraktiv, würde man meinen. Allerdings: Wer den Zuschlag erhält, muss sich zu Leistungen verpflichten, die in der Branche für Empörung sorgen.

„Diese Ausschreibung ist eine Sauerei – weil rechtlich total daneben. Hier werden Dinge verlangt, die unerfüllbar sind“, sagt ein Branchenintimus, der anonym bleiben will, im KURIER-Gespräch. Er mutmaßt, dass damit potenzielle Interessenten von vornherein abgeschreckt werden sollen, um eine bestimmte Druckerei zum Zug kommen zu lassen. „Das schaut mir nach einer geschobenen Partie aus, wodurch öffentliches Geld im großen Stil verschleudert wird.“ Er beanstandet etwa, dass der leitende Mitarbeiter des Unternehmens, das den Zuschlag erhält, und dessen Stellvertreter im Zeitraum Juli/August ständig (24 Stunden, sieben Tage die Woche) telefonisch erreichbar sein müssen. „Das heißt, man kann zwei Monate nicht einmal ins Kino gehen, ohne den Vertrag zu brechen.“ Weiters müsse das leitende Personal binnen einer Stunde an Besprechungen am Festspielstandort in Salzburg teilnehmen können. „Wie soll das möglich sein, wenn man nicht gerade dort wohnt. Aber warum soll das in Zeiten der Neuen Medien erforderlich sein?“

Helga Kempinger, Chefin der AK-Rechtsabteilung in OÖ, wittert eine Kollision mit Arbeitszeit- und Arbeitsruhebestimmungen: „Diese Forderungen sind von einer Person kaum zu erfüllen. Ein Geschäftsführer kann sich das zwar theoretisch antun, aber von einem Mitarbeiter nicht verlangen.“ Rufbereitschaften seien maximal auf zehn Tage im Monat beschränkt.

Auch Annemarie Mille, Juristin der Bundeswirtschaftskammer, sieht die Ausschreibung als problematisch an. „Wir haben mit dem Festspielfonds Kontakt aufgenommen und man hat versprochen, das zu korrigieren.“ Ergebnis: Ein und wurde durch ein oder ersetzt. Es heißt nun, dass der leitende Angestellte oder seine Stellvertreter rund um die Uhr erreichbar sein müssen.

Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler wusste auf KURIER-Anfrage über die Causa nicht Bescheid: „Das fällt nicht in mein Ressort – der Intendant befindet sich zurzeit in St. Petersburg.“