Chronik/Österreich

Krankenschwester in der Arzt-Rolle?

Ein Reformpapier der „Gesundheit Österreich GmbH“ macht seit einigen Tagen unter Experten die Runde: Am Samstag machte es die Kleine Zeitung mit der Titelgeschichte „Krankenschwestern sollen operieren dürfen“ zum Thema. Der Headline folgte ein Dementi aus dem Gesundheitsministerium. „So wird das natürlich nicht kommen. Operieren dürfen auch in Zukunft nur Ärzte“, sagte ein Sprecher von Minister Alois Stöger.

Ärztekammer-Vizepräsident Harald Mayer ist skeptisch. „Wenn da nichts dahinterstecken würde, bräuchte das Ministerium nicht dementieren. Also gibt es hier sehr wohl Ideen, Kompetenzerweiterungen zugunsten der Krankenschwestern zuzulassen.“

Laut dem Erstentwurf der „Gesundheit Österreich GmbH“ – sie arbeitet gesundheitspolitische Pläne für das Ministerium aus – sollen Gesundheits- und Krankenpflegeberufe neue Verantwortungsfelder und größere Kompetenzen in Bereichen bekommen, in denen bisher nur Ärzte arbeiten dürfen. Die Pläne würden so weit gehen, dass diese „Venenentnahmen im Rahmen der Viszeralchirurgie (z. B. Bypass-Varizenchirurgie)“ und „definierte operative Eingriffe“ durchführen, sowie „standardisierte medizinische Befunde (Röntgenbilder, Interventionsbefunde, OP-Berichte) interpretieren und daraus Konsequenzen für die weitere Vorgangsweise ableiten“.

Die Kleine Zeitung zitiert zudem aus einer Stellungnahme einer Autorin des Papiers, laut der es sich bei dem 64-Seiten-Konzept um einen „Erstentwurf“ handle. 2014 soll das Gesamtkonzept unter Einbindung der Ärzteschaft stehen.

Mayer, ablehnend: „Aus meiner Sicht ist das etwas, was sicher nicht kommen darf. Das wäre eine massive Patientengefährdung. Wenn man sich das Papier kritisch durchliest, fällt auf, dass der Pflegebereich vieles selber machen will, aber die Verantwortung soll weiter beim Arzt bleiben. Wenn ich Kompetenzen übernehmen will, muss ich auch Verantwortung für die Folgen tragen.“