Kein Schnee: Wanderbares "Winter"-Österreich
Von Jürgen Zahrl
"Endlich Frühling! Hab schon ein bisschen gezittert, ob sich das grüne, warme Weihnachten heuer ausgeht", schreibt Barbara Fichtinger aus Wien auf Facebook. Zynismus hilft, um über den fehlenden Schnee zu Weihnachten und auf vielen Skipisten hinwegzusehen. Da die Meteorologen auch über die Feiertage sowohl im Flachland als auch in den Bergen frühlingshafte Temperaturen mit bis zu 13 Grad Celsius prognostizieren, haben mehrere Liftbetreiber beschlossen, ihre Bergbahnen auch für Fußgänger und Freizeitsportler zu öffnen. Immerhin rechnet man mit zahlreichen "Nebel-Flüchtlingen" aus niedrigeren Lagen. Frühestens ab 29. Dezember gibt es laut ersten Wettermodellen eine Mini-Chance auf kühlere Temperaturen, erklärt UBIMET-Meteorologe Stefan Hofer.
Für die Skifahrer und Snowboarder haben die Wetterexperten wenig Erfreuliches zu berichten. Die Temperaturen reichen auch nicht aus, um die Schneekanonen anzuwerfen. "Auf den Bergen scheint häufig die Sonne und mit bis zu acht Grad Celsius in 1500 Metern Seehöhe bleibt es weiterhin extrem mild für Ende Dezember", sagt Hofer. Im Donauraum, im östlichen Flachland sowie am Alpenostrand sind zu Weihnachten – vor allem in den Morgenstunden – dichte Nebel- und Hochnebelfelder vorhergesagt, die sich später etwas lichten können. Die Tageshöchstwerte klettern in den Niederungen laut UBIMET bis auf frühlingshafte 13 Grad Celsius hinauf. Der weitere Trend, der schon ins neue Jahr hineinreicht, schaut nach derzeitigen Wettermodellen auch nicht besser aus. "Es könnte sein, dass es ab 29. Dezember etwas kühler wird. Aber die Tendenz zeigt eher in Richtung mildes Hochdruckwetters", sagt Hofer.
Während in höheren Lagen zumindest mehrere mit Kunstschnee präparierte Skipisten befahrbar sind, wie etwa am Hochkar am Göstling oder (ab 24. Dezember wieder) am Semmering, stellen sich andere Liftbetreiber in Niederösterreich auf Wanderer und Freizeitsportler ein.
Wanderwege
Trotz fehlender Schneedecke gehen ab 26. Dezember die Sessellifte auf der Gemeindealpe Mitterbach zumindest für Fußgänger in Betrieb. "Der Panorama-Wanderweg am Berg lädt zu einem Spaziergang ein. Zusätzlich haben alle Gastrobetriebe offen", erzählt Gerhard Stindl, Chef der zuständigen, nö. Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG). Er versucht, Wanderern die Skiregionen schmackhaft zu machen. Ebenfalls ohne Skier wird die Schneeberg-Sesselbahn in Puchberg von 25. Dezember bis 6. Jänner benützbar sein.
Auch kleinere Skigebiete in Niederösterreich machen aus der (Schnee-)Not eine Tugend. Daher bleibt Michael Reichl, Geschäftsführer der Skiregion Jauerling in der Wachau, entspannt und rüstet sich "aufgrund der sonnigen Aussichten in den Bergen für einen Ansturm von ‚Nebel-Flüchtlingen‘." "Bei uns steht der Schlepplift zwar still, aber unsere Skihütte ist jeden Tag für einen Einkehrschwung nach einer Wanderung geöffnet", sagt Reichl. Wanderspaß statt Pistengaudi heißt auch die Alternative im Skidorf Kirchbach im Waldviertel. "Vielleicht haben wir Glück und die Temperaturen sinken nach den Feiertagen, um doch noch einen Skibetrieb starten zu können", sagt Rudi Damberger vom Fremdenverkehrsverein Kirchbach.
"Sommertourismus"
Auf einen "Sommertourismus" im Winter stellt sich auch das Skigebiet Gaißau Hintersee nahe der Stadt Salzburg ein. Dort war bisher keiner der neun Lifte in Betrieb. Ab 26. Dezember soll eine Sesselbahn die Gäste zum "weihnachtlichen Sonnenbaden" auf den Berg bringen. "Wir lassen offen, so lange es schön ist, und wollen damit aus der Not eine Tugend machen", sagt Geschäftsführer Gernot Leitner. Für Tagesgäste werde ein vergünstigter Preis angeboten.