Auf Hahn geschossen - Bauern getroffen
Von Thomas Martinz
Rund 50 Projektile stecken in der Wand eines Bauernhofs in der Kärntner Gemeinde Sittersdorf. Ein 54 Jahre alter Baustellenarbeiter, der in einem angrenzenden Wohnhaus lebt, pflegt mit seinem Druckluft-Gewehr dorthin zu schießen, wenn er sich vom Krähen eines Hahnes gestört fühlt. Diesmal traf er allerdings aus 50 Metern Entfernung den 80-Jährigen Landwirt Friedrich Hobel.
Sonntagabend war es wieder einmal so weit: der Schütze feuerte vom Parkplatz seiner Wohnung aus über die Seeberg-Bundesstraße in Richtung Stallgebäude. "Ich habe einen Knall gehört und dann ist Blut geflossen. Das Projektil, das der Nachbar abgefeuert hat, durchschlug meine rechte Hand und blieb im rechten Knie stecken", schildert Hobel die dramatischen Szenen.
Als der Schütze einen Schrei hörte, ergriff er die Flucht. Diese endete nach dem Einsatz von 20 Beamten des Bezirkspolizeikommandos Völkermarkt und der Spezialeinheit Cobra: Das Auto des Bauarbeiters wurde von einem Polizeihubschrauber aus entdeckt, er wurde auf freiem Fuß angezeigt.
Gegen den Mann wurde ein vorläufiges Waffenverbot ausgesprochen, die Polizei nahm ihm das Druckluft-Gewehr und ein Kleinkaliber-Gewehr ab. Für keine der beiden Waffen ist ein Waffenschein erforderlich.
Der Landwirt wurde ins Klinikum Klagenfurt eingeliefert. Die Ärzte gaben bekannt, dass er keine bleibenden Schäden zu befürchten hat. "Ich hatte Glück im Unglück", sagt Hobel. Mit dem 54-Jährigen hätte es niemals Streit gegeben. "Er sagte stets, dass ihn meine zwei Zwerghähne nicht stören würden. Plötzlich begann er zu schießen. Rund 50 Projektile habe ich in der Stallwand gezählt, ein Fenster ist zu Bruch gegangen. Ich hielt es aber nie für erforderlich, Anzeige zu erstatten", sagt Hobel.